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ICOMOS-Tagung 2002 München
Kurzvortrag Putzfragmente
Autor: Prof. Oskar Emmenegger
Immer wenn die Putzfragmente irgendwo ausgestellt sind folgt unter anderem
die Frage "Haben Sie diese Stücke von der Wand genommen ?" Diese Fragen
dokumentieren eigentlich bereits, dass der Betrachter die Putzfragmente als
etwas besonderes einstuft und sie als kostbar betrachtet. So erfreulich diese
Einschätzung auch zu werten ist, die Wirklichkeit ist weniger erfreulich. Ausser
den römischen Exponaten wurden alle anderen Putze aus dem Abfall geborgen. Sie
wurden alle von Handwerkern von Aussen- und Innenwänden heruntergeschlagen mit
dem Vorwand, der Putz ist nicht mehr haltbar. Diese Aussage überrascht umso
mehr, wenn man feststellen muss, dass oft der Presslufthammer eingesetzt werden
musste um den Putz entfernen zu können. Noch bedenklicher stimmt wenn man Wochen
später feststellen muss mit welch billigem Ersatz man sich zufrieden gab und
diesen noch schön fand.
Zur Sammlung sei erwähnt, dass sie während den letzten 35 Jahren
zusammengetragen wurde und das hier zirka ½ ausgestellt sind. Sie umfasst
Mörtelböden, Putze von Kleinasien, Kurdistan, Nordafrika, dem Balkan,
Mitteleuropa und vor allem aus der Schweiz. Die Sammlung ist weniger auf die
Putzmischung gerichtet. Die Schwerpunkte sind geprägt von der
Oberflächengestaltung der handwerklichen und künstlerischen Aussage. Damit will
betont sein, dass Putz nicht einfach nur eine schützende Haut oder eine
technische Angelegenheit, sondern auch ein gestalterisches Element einer Fassade
sein kann, das zu erhalten und zu konservieren ist. Die Sammlung soll
Denkmalpflege, Architekten, Bauherren und die Restauratoren ansprechen und
anmahnen was man verliert, wenn solche Kostbarkeiten zum Spielball der
Spekulation und reiner Wirtschaftlichkeit degradiert wird.
Ferner sei darauf hingewiesen, dass über das Thema historische Putztechniken
eine Publikation bevorsteht, von der einige Auszüge als Rohentwurf ausgestellt
sind. Diese Publikation ist das Sammelergebnis von über 25 Jahren an diversen
untersuchten Objekten. Inzwischen ist der beschriebene Putz dieser Objekte nicht
mehr vorhanden.
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