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Gotische Altäre und ihre Restaurierungsprobleme
Autor: Prof. Oskar Emmenegger
Eine erfolgreiche Restaurierung oder Konservierung ist abhängig von der
Nutzung des historischen Kunstwerkes und dem Zustand seines Umfeldes. Jedes
verwendete Material, sei es Stein, Verputz, Holz, die Farben und deren
Bindemittel sind dem unaufhaltsamen, natürlichen Alterungsprozess und der
Verwitterung ausgesetzt. Diesen Zerfall kann der Denkmalpfleger, Konservator und
Restaurator nur verzögern. Er wird aber rapid beschleunigt, wenn der Unterhalt
des Objektes und dessen Umfeld mangelhaft und die Massnahmen ungenügend oder
falsch sind. Wichtig ist die Grenze des Möglichen zu kennen, die richtigen
Massnahmen zu treffen und das Mass der benötigten Werkstoffe zu bestimmen.
Falsche Eingriffe bedingt durch modische Umgestaltung oder Veränderungen nach
modernen Bedürfnissen, wie Heizung, Beleuchtung, Alarmanlagen, können zu
unwiderruflichen Schäden führen ("Zerstörung nach Vorschrift"). Zusatzanmerkung
I.
Beschlüsse im Alleingang zu fällen, führt selten zum Erfolg. Von grösster
Wichtigkeit ist, dass Auftraggeber, Architekt, Handwerker, die verschieden
natur- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen mit der Denkmalpflege und dem
Restaurator zusammenarbeiten. Entscheidend ist, dass die Konservierung oder
Restaurierung des Objekts mit entsprechend praktischer Erfahrung fachlich
kompetent durchgeführt wird. Zu oft werden nötige Massnahmen verzögert oder gar
nicht ausgeführt, da bei schwierigen Aufgaben für den Restaurator zu
theoretische Gutachten und Empfehlungen vorliegen, die in der Praxis gar nicht
ausführbar sind. Dies gilt vorallem für architekturgebundene Kunstwerke in
Kirchen und Kapellen, wie Altäre, Bauplastiken und Wandmalereien u.s.w..
Um die Zusammenhänge der "Probleme der Restaurierung spätgotischer Altäre"
besser aufzuzeigen, werden nachfolgend die Mal- und Fasstechnik sowie die
Restaurierungsgeschichte dieser Kunstwerke vorgestellt.
Bildträger, Mal- und Fasstechnik
Seit der Frühzeit bis zum 18. Jahrhundert war es selbstverständlich, dass
beinahe alles plastisch Geschaffene, von der Architektur, dem Retabel bis zur
Skulptur, ob aus Stein, Stuck, Holz und Metall eine kunstvoll gestaltete
Oberflächenbehandlung erhielt. Sie bestand aus Farbfassungen, Metallauflagen und
nicht selten aus Appliken. Mittelalterliche bis barocke Skulpturen zeigen oft
derart kunstvoll ausgeführte Fassungen, dass man durchaus von farbigen
Bildwerken auf der Skulptur sprechen darf. Vergleicht man gemalte Inkarnate
gotischer Tafelmalerei mit solchen an Figuren, stellt man fest, dass beides
Malerei ist. Dies wird besonders deutlich, wenn man versucht, die räumlichen
Verhältnisse einer Figur ausser acht zulassen. Es trifft nicht zu, dass Figuren
einfach angestrichen und vergoldet sind, wie dies "plumpe Übermalungen" des 19.
und 20. Jahrhunderts vermuten lassen. Vielmehr handelt es sich um gleichermassen
hochstehende Malerei wie bei Tafelbildern eines gemalten und gefassten
Kopfes). Etwas gewagt gesagt, ersetzt die Skulptur mit ihrer plastischen Form
das perspektivische, zeichnerische Gerüst.
Wie viele Beispiele zeigen, bestehen die plastischen Formen einer Figur nicht
durchgehend aus demselben Material, dem Holz. Sie wurden nicht selten ergänzt,
mit Kittaufmodellierungen, durch in die Kreidegrundierung geschnittene Formen
wie Augenfalten, mit aufgenagelten Lederstreifen, aufgesetzten
Edelsteinimitationen und aufgeklebten Haaren. Dies sind alles Zutaten, wo das
reine Schnitzwerk einer angestrebten Realität nicht mehr genügte. Die Fassung
umschliesst all diese plastischen Gestaltungen zu einer optisch vollendeten
Einheit. Die hohe Wertstellung dieser Arbeiten zeigen Zahlungsbelege, die
beweisen, dass Fassungen an Figuren und Retabeln weit höher abgegolten wurden
als Schnitzarbeiten (1). Aufschlussreich ist auch die von Kanzler Dr. Sebastian
Brant 1515 im Artikelbuch für Maler eingetragene Strassburger
Meisterstückverordnung. Demnach muss der in die Meisterzunft Aufzunehmende in Öl
und Leimfarbmalerei und im Bemalen eines Schnitzwerkes sein Können unter Beweis
stellen.
....."ein Marienbild von öly farben mit eym kindelin sitzende oder stende"
"Item Ein Crucefix mit eym gestrenge, als Märien, Johannies und andere frowen,
darby die Juden zu Ross und füss inn einer lanttschafft von lymfarben"
"Item für das dritt ein Marienbild oder Engel oder sunst ein junges byld mit
gewant das gesnytten ist, soll er fassen pronieren vergulden und mit lassieren
und ander zierung Elen hoch ungevärlich." (2)
In der Zeit des Neoklassizismus, besonders aber in der Romantik und im
Historismus herrschten ideologische Strömungen der Rationalität, Formenreinheit
und Materialechtheit vor. Für die theoretische Formulierung neuer ästhetischer
Grundlagen wurde vorallem J. J. Winkelmann zum Vorkämpfer. Er förderte die
Gegenbewegung von Barock und Rokoko zum Ideal der Antike und hob sie auf beinahe
autoritäre Normen. Jedoch schon Ende des 18. Jahrhunderts wandte man sich gegen
die farbige Fassung, wie ein Zitat aus der Schrift, Plastik von Herder, 1778
zeigt: "Es war schlechter Geschmack der letzten Jahrhunderte, dass man statt
schön zu machen, reich machte und Glas oder Silber hineinsetzte. Ebenso warens
Jugend der Kunst, die noch aus hölzernen Denkmalen hervorgeht, da man die
Statuen färbte. In der schönsten Zeiten brauchten sie weder Röcke noch Farbe,
weder Augapfel noch Silber, die Kunst stand wie Venus nackt da - das war ihr
Geschmack und Reichtum."
Diese Auffassung wirkte sich auf die kunstvoll gefassten Figuren noch bis ins
20. Jahrhundert verheerend aus. Unendlich viele Figuren wurden abgelaugt und
ihrer wichtigsten künstlerischen Aussage beraubt. Glücklicherweise gingen diese
dem Bildersturm ähnlichen Tendenzen an den mehr als dreissig spätgotischen, noch
erhaltenen Altäre in Kirchen und Kapellen Graubündens spurlos vorbei. Das
Besondere dabei ist, dass auch die Fassung der meisten Retabel dieser Altäre
noch vorhanden ist.
Das Holz der Bildwerke, als Bildträger und seine Verarbeitung
Die technischen Forschungsergebnisse beruhen auf Beobachtungen, die wir
während des Konservierens von zwölf gotischen Altären, diversen Figuren, sowie
bei zwei Untersuchungskamagnen, die wir begleiten durften gesammelt haben
(3).
Die untersuchten Retabel Graubündens zeigen regelmässig die Verarbeitung von
Tannen- beziehungsweise Fichten- und Lindenholz. Das Nadelholz wurde verwendet
für die tragenden Teile des Retabels, die Predella und Fialen, für den Schrein
und als Träger für die Tafelbilder. Das zum Schnitzen geeignete Lindenholz
diente für die Figuren, Krabben, Kreuzblumen, für das Schleiergitter und die
Profile. Ausser dem Hochaltar von Jakob Russ in der Kathedrale Chur, sind alle
spätgotischen Altäre Graubündens Importware aus dem schwäbischen Raum. Dies
erklärt, warum für diese Altäre Holz vom Baumbestand des näheren
Herkunftgebietes verarbeitet wurde (4).
Für Skulpturen wurden grossgewachsene, ausgereifte Bäume genutzt. Für die
Herstellung von Bildtafeln spielte die Breite des Stammes eine untergeordnete
Rolle. Dafür verlangten die Meisterzünfte, dass gesundes und qualitativ
wertvolles Holz verarbeitet wurde. Besonders streng waren die Zunftverordnungen
der Maler in Gent 1338, der Tischler von Noyen 1398 und Paris 1467, sowie der
Maler und Bildhauer von Abbéville 1508. Sie drohten mit schweren Strafen, wenn
Splint oder astreiches Holz verwendet wurde. Dass kein astreiches, verbranntes
oder pilzbefallenes Holz für gewerbliche Zwecke verarbeitet wurde, dafür sorgte
1467 in Frankreich ein königlicher Erlass (5). Diese Anforderungen haben noch
heute Gültigkeit und werden vor allem vom Schreiner und Maler verlangt: denn
Holz mit saftführendem Splint ist für Insektenbefall und Fäulnis besonders
anfällig. Beim Schnitzen einer Skulptur werden diese Bereiche des Stammes
weitgehend entfernt.
Ob die schwäbischen Bildhauer des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts Modelle
benutzten, wie dies ihre italienischen Kollegen des 16. Jahrhunderts pflegten,
ist nicht bekannt.
Hingegen ist durch kunstgeschichtliche Untersuchungen sichergestellt, dass
nicht nur die Maler Kupferstiche und Holzschnitte zeitgenössischer Künstler zum
Vorbild nahmen. Besonders beliebt waren Drucke, zum Beispiel von Martin
Schongauer und Albrecht Dürer, die auch von den Bildhauern als Vorlage benutzt
wurden. Sicher dienten auch werkstatteigene Zeichnungen für die massenhaft zu
schaffenden Skulpturen. Für Grossaufträge waren sicher Risszeichnungen
erforderlich, wie zum Beispiel der Riss des Hochaltars für das Ulmer Münster von
Jörg Syrlin d.Ä. Der 231 cm hohe und 81 cm breite Riss diente als
Entwurfzeichnung und der Auftragserteilung. Das Retabel, die Fialen mit den
Krabben und die Skulpturen sind bis ins feinste Detail dargestellt. Entwürfe
dieser Art sind für die Bündner Altäre nicht belegt und waren für die relativ
kleinen Retabel wahrscheinlich auch nicht notwendig. Die exportorientierenden
schwäbischen Altarbauwerkstätten lieferten ab cirka 1470 bis zur Reformation
immerhin mehr als 90 Retabel nach Graubünden (6). Somit konnte ein neuer
Auftraggeber schon anhand von Beispielen seine Vorstellungen und Wünsche
zusammenstellen.
Wie entsteht eine Skulptur oder ein Relief ?
Zuerst suchte sich der Bildhauer das geeignete Holz aus und sägte vom Stamm
ein Teilstück ab, das in Höhe und Breite grösser sein musste als das zu
schnitzende Bildwerk. Für kleinere Skulpturen dienten entsprechend dicke Äste
und für Flachreliefs zurechtgesägte Bohlenbretter. Bisweilen nutzte man sogar
den Gabelwuchs eines Stammes, wovon es in der Kathedrale Chur ein Beispiel gibt:
Jakob Russ schuf 1492 für den Hochaltar die Figurengruppe "Krönung Mariens",
deren Standfläche eine Breite von 107 cm einnimmt. Die vollplastische
Darstellung besteht aus zwei zusammengefügten Werkstücken. Für das Teilstück
Maria und Gottvater verwendete Jakob Russ das Gabelwerkstück einer Linde um die
gewünschte Breite von 71 cm zu erhalten. Zählt man das Rohmass und den
entfernten Splint hinzu, dürfte das Gabelwerkstück am Stamm cirka stattliche 85
cm gemessen haben. Für die Schreinfiguren wurden die herausgesägten Teilstücke des Stammes in der Mitte mit Keilen
auseinandergespalten. Je zwei ¾-Reliefskulpturen konnten aus einem halbierten
Stamm geschnitzt werden, wobei die gespaltene Fläche die Rückseite der Skulptur
bildet.
Zum Schnitzen der Skulpturen und Reliefs benutzte der Bildhauer des späten
Mittelalters einen Werkbock mit dem er Holzblöcke verschiedener Grösse
horizontal einspannen konnte (7). Zugleich liessen sich die Werkstücke nach
Bedarf um die eigene Achse drehen. Zum Einspannen wurde dem Rohling in ein
vorgebohrtes Loch im Oberbereich, wo der Kopf entstehen sollte, ein Eisendorn
eingelassen. Am Schluss der Ausführung wurde das Loch mit einem Holzdübel
geschlossen. Im Bereich der Standfläche wurde das Werkstück mit geschmiedeten,
paarweisen Eisendornen fixiert. Während der Konservierung diverser Retabelausstattungen Graubündens, konnten an den Standflächen von Skulpturen
quadratische, rechteckige und flacheisenartige Abdrücke solcher zweizinkiger
Gabeln beobachtet werden. Innerhalb eines Retabels konnten, ausser bei kleinen
Skulpturen, dieselben Gabelformen nachgewiesen werden (8).
Wie und ob überhaupt eine 1:1 Entwurfsskizze der plastischen Formgebung
direkt auf das Werkstück übertragen wurde, wissen wir nicht. Wir vermuten
hingegen, dass eine skizzenhafte Umzeichnung aufgrund einer 1:1 Entwurfsskizze
genügte. Dafür sprechen belegte Kohlevorzeichnungen an der Rückseite des Reliefs
"Anbetung der Könige" am Blaubeurener Hochaltar (9). Sicher ist hingegen, dass
der Bildhauer auf den Werkblock eine Mittelachse zeichnete. Damit hatte er die
Proportionen der Skulpturen bestimmt und markierte zugleich die Position der
Kompositionszeichnung. An der Standfläche der Schreinmadonna des Churer
Hochaltars von Jakob Russ, hat sich eine mit Rötel gezeichnete Mittelachse
erhalten. Von der Vorzeichnung hat der Bildhauer die Umrisse der Skulptur oder
des Reliefs auf die Rückseite des Werkstückes übertragen, so zum Beispiel am "Zwiefaltener-Relief"
der Grablegung im Württembergischen Landesmuseum, des Talheimer Pankratius und
der Madonna vom Kilchberger Retabel (10).
Der auf die Rückseite des Werkblockes übertragenen Umrisszeichnung
entsprechend, sägte der Bildhauer das überschüssige Material weg. Nun begann er
mit dem Beschlagbeil oder der Axt die Grobform der Skulptur herauszuarbeiten.
Danach folgte das schichtweise Abarbeiten mit dem Stech-, Ball- und Hohleisen,
herantastend an die Vorformen von Gewandfalten, Beinen, Armen, Händen,
Gesichtern, Haaren usw. Je feinere Wölbungen und Vertiefungen die Gestaltung
erlangte, umso raffiniertere Variationen von flachgerundeten Schnitzeisen und
Hohlbohrern (stark U-förmige Schnitzeisen) waren erforderlich. Um besonders
tiefe und hinterschnittene Gewandfalten oder Haarlocken zu formen, wurden stark
verkröpfte und verkehrtverkröpfte Schnitzwerkzeuge wie flachgerundete Meissel
und Hohleisen eingesetzt. Mit verschieden breiten Geissfüssen (V-förmiges
Schnitzeisen) schnitt man feinste Runzeln, Augenfalten, Augenlider, Fingernägel,
Gewandborten, Haarlocken u.s.w. aus dem Holz.
Um Schwundrisse am Werkstück zu vermeiden, musste die Rückseite der Skulptur
bereits während der Rohformbearbeitung mit dem Dechsel, Hohl- und Balleisen
möglichst tief herausgearbeitet werden (11). Entfernt werden musste vor allem
der Holzkern. Nicht selten wurde auch die Kopfrückseite ebenfalls tief
ausgehöhlt. Die stehengebliebene Wandung einer ausgehöhlten Skulptur variierte 1
bis 8 cm, je nach Stärke des Faltenwurfes. Auch an Reliefs wurden die Rückseiten
ausgehöhlt, allerdings nur innerhalb stark plastisch gestalteter Bereiche. Damit
keine Verluststellen und Durchbrüche durch falsches Aushöhlen entstanden, waren
die an der Reliefrückseite ausgeführten Kohlezeichnungen besonders wichtig.
Freistehende und vollplastische Gesprengeskulpturen sind nicht immer ausgehöhlt.
Wenn ja, dann ist die Höhlung mit einem Brett geschlossen, das durch Schnitzen
der Umgebung angepasst wurde.
Oft wurde aber doch beim schnellen, routinierten Schnitzen an Faltentiefen,
am Halsbereich oder im Hintergrund der Beine durchgebrochen. Bei kleineren
Ausbrüchen wurde die Verluststelle mit Gewebe überkaschiert oder mit
aufgeklebten Holzschnitzeln geschlossen. Im Bereich von dünnen Wandungen und
grösseren Ausbrüchen hatte man Brettchen passgenau ins Holz eingesetzt und die
Schadstelle nachgeschnitzt. Immer wieder finden sich an den rückseitigen Flächen
der Skulpturen bis zu 5 cm dicke, aufgeklebte und mit Holzdübeln fixierte
Bretteile.
Die Verbindungsflächen wurden perfekt mit einem Hobel und durch Abziehen mit
einer Metallklinge geglättet. Die Form wurde dem Umfeld entsprechend durch
Schnitzen angepasst. Für dünne Aufschichtungen bei einfachen Gewandfalten
verwendeten die Bildhauer Nadelholz. Am St. Blasius des Tinizonger Hochaltars
und am St. Martin des Brigelser Retabel Tanne. Weil die Aufdoppelung am
Brigelser St. Martin nur mit Hartholzdübeln befestigt wurde blieb eine Fuge
offen, weshalb diese mit Papier überklebt wurde. Am unteren Gewandende ist die
breite offene Fuge dazu noch mit einer schmalen Holzleiste verklebt. Für
Aufdoppelungen wo eine anspruchsvolle Anpassung durch Schnitzen erforderlich
war, kam Lindenholz zur Verwendung. Anstückungen wurden notwendig, wenn das
Spalten des Stammes ungünstig verlief und Abrisse entstanden. Dadurch stand zu
wenig Material für das Volumen der zu schaffenden Skulptur zur Verfügung. Oder
weil beim Aussuchen des Rohlings die benötigte Breite unterschätzt wurde.
Über das manuelle Vorgehen an den Reliefs der Altarflügel und Predellen von
Bündner Altären weisen unsere Kenntnisse noch Lücken auf. Dies vor allem, weil
wir die Rückseiten nur selten untersuchen können. Meistens sind am Träger
ursprünglichen Aufnagelung und Verschraubung erhalten. Am Tinizonger Retabel
sind die Reliefs der Feiertagsseiten durch die Passionsbilder der Werktagsseite
hindurch befestigt. Die Schraubenköpfe sind innerhalb dieser Bilder von Jürg
Kändel sogar dem Umfeld entsprechend bemalt.
Aufgrund der untersuchten und konservierten Retabel wissen wir, dass die aus
dicken Bohlenbrettern geschnitzten Reliefs kaum Schwundrisse aufweisen. Dies
hat seine Gründe: Zum Schnitzen wurde nur gut gelagertes und qualitativ
wertvolles Holz verwendet. Die Bildhauer achteten sehr darauf, dass das Kernholz
beim Heraussägen der Bohlen ebenfalls weggesägt wurde. Zudem sind breite Reliefs
aus mehreren Bohlen zusammengefügt. Wären diese Massnahmen nicht geschehen,
würden heute die Reliefs Schwundrisse und stark geworfene Bohlenbretter
aufweisen. An den Rückseiten der Reliefs finden sich oft die Werkspuren der Klobsäge, zum Beispiel am Relief des Bettlers zur Skulptur des Hl. Martin im
Brigelser Retabel. Die Bildseiten hingegen wurden vor dem Schnitzen mit dem
Hobel geglättet. Der Schnitzvorgang war derselbe wie bei den Skulpturen.
Funktion des Retabels: sein Aufbau
Ein spätgotisches Retabel besteht aus der Predella, dem Schrein, den
beweglichen Flügeln und vereinzelt auch aus Standflügeln. Interessanterweise
finden sich Standflügel in Graubünden nur an Altären für die Jürg Kändel von
Biberach als Auftragnehmer verantwortlich war. So am Hochaltar in Tinizong
(signiert und 1512 datiert), am Retabel in der Kapelle St. Martin in Brigels
(nicht signiert aber 1518 datiert). An den Retabel der Pfarrkirchen Mompé Medel,
Sevgein und Vignogn (signiert und datiert 1516) fehlen leider heute die
Standflügel. Zum Bestand eines Retabels gehört auch das dem Schrein aufgesetzte
Gesprenge. Es besteht aus schmalen Pfeilern, oft Baldachine und Fialen mit
schlanken, hohen Verdachungen tragend, die mit Krabben und Kreuzblumen besetzt
sind. Als Verzierung am Schrein, an den Feiertagsseiten der Flügel und selten
auch an der Predella gehören Mass- und Schleierwerk dazu.
Das Retabel stellt nicht nur die präsentable Rahmung dar, sondern ist Träger
der Ausstattung und vereint die plastischen Bildwerke und die Tafelbilder zu
einem Gesamtwerk. Das Retabel hatte vor allem eine liturgische Funktion was
durch die Gestaltung und Aufgabe der Flügel deutlich wird. Die geöffneten Flügel
zeigen die sogenannten "Feiertagsseiten", geschlossen sind die "Werktagsseiten"
zu betrachten (12). Bis ins späte Mittelalter war es Brauch, dass der Priester
und die Gläubigen nach der Messe in einer Prozession um den Altar schritten.
Entsprechend diesem Zeremoniell ist der Hauptaltartisch mit dem Retabel weit
vorne im Chorraum aufgestellt. Deshalb wird verständlich, warum auch die
Rückseite des Hauptaltars mit Malerei und bisweilen mit Skulpturen geschmückt
ist und dass die Gesprengeskulpturen vollplastisch geschnitzt und rundum farbig
gefasst wurden.
Ein Retabel ist das Gemeinschaftswerk von Maler, Bildhauer und Schreiner.
Meistens waren Maler für das Altarprojekt zuständig. Dem Bildhauer wurden die
Skulpturen, Blattwerke und Krabben anvertraut, der Schreiner führte die
tragenden Elemente aus (13).
In Graubünden sind an mehrere Retabeln als Auftragnehmer belegt die Maler H.H.
(Hans Huber von Feldkirch ?) und Jürg Kändel von Biberach. Einziges belegtes
Werk wo ein Bildhauer der Vertragspartner war, ist der Hochaltar der Kathedrale
Chur von Jakob Russ aus Ravensburg der nicht importiert sondern vor Ort
geschaffen wurde (14).
Am spätgotischen Retabel wird vor allem die Malerei und der reiche
Skulpturenschmuck bewundert. Der Schrein mit seinen Flügeln als
architektonischer Träger erhält erst mit der Fassung eine optische Aufwertung.
Es ist ein hochsensibles Gebilde, das baustatisch durchdacht ist. Die schmalen
Bohlen der Seitenwände, des Bodens und Deckbretts wirken meist unproportional
zur Grösse des Schreins. Er trägt jedoch alles was Gewicht hat, wie die mit
Reliefs versehenen Flügel, manchmal auch noch Standflügel. An grossen Retabeln,
wie zum Beispiel am Tinizonger Altar, wiegt ein Flügel über 80 Kilogramm. Dazu
kommen Baldachine, Gesprenge, Gesprengefiguren, Schleiergitter und Masswerke.
Alles zusammen wiegt das Mehrfache des dünnwandigen Schreinkastens. Und das
Gesamte steht auf der zerbrechlich wirkenden Predella, auch der Staffel und im
Mittelalter Sarg genannt. Ihre Teile sind mit hölzernen Dübel und
schwalbenschwanzähnlichen Zapfenverbindungen zusammengefügt.
Nichts ist unnötig am Retabel angefügt, selbst die gekehlten, zierlichen
Profilleisten und elegant geschweiften Konsolen. Alles hat statisch Sinn und
Funktion. Die schwere Seitenlast der Flügel verursacht einen intensiven
horizontalen und diagonalen Zug am Schrein und droht ihn auseinander zu reissen.
Das senkrecht wirkende Gewicht des Gesprenges und der Gesprengefiguren
verhindert aber das seitliche Ausscheren des Schreingehäuses. Selbst die mit
Hartholzdübeln oder Eisennägeln befestigten Masswerkgitter am Deckenbrett und
Baldachin helfen den Seitenschub aufzufangen. Um das Abdriften der tragenden
vertikalen Bretter zu verhindern, sind an das stark überstehende Boden- und
Deckbrett der Predella profilierte Rahmenleisten mit Holzdübeln befestigt. Stark
gekehlte Konsolenbretter stützen ihrerseits das besonders weit überstehende
Deckbrett der Predella, denn darauf lasten die Seitenwangen des Schreins.
Geschehen an diesem ausgeklügelten System umsachgemässe Veränderungen, werden
bestimmte Bereiche besonders stark belastet. Materialermüdung ist die Folge,
Risse und Brüche an Verzapfungen können sich zu einer Gefahr entwickeln. Nicht
umsonst mussten in barocker Zeit die Schreinwangen des Tinizonger Retabels am
Äusseren mit Eisenwinkeln verstärkt werden. Verstärkung brauchten auch die
auseinander gerissenen Flügelrahmen.
Die kunstvolle und statisch solide Bauweise gotischer Retabel zeigt deutlich,
dass gerade die Schreiner verpflichtet waren qualitativ wertvolles Holz zu
verwenden, das möglichst wenig Äste und keinen Splint aufweist. Ein Schreiner
hätte es sich kaum geleistet, Holz zu verarbeiten, in dem eine Astgabel mitsamt
der Rinde eingewachsen ist, wie dies der Kopf einer Skulptur von 1518 der St.
Martinkapelle in Brigels zeigt.
Die Schreinerarbeit an einem gotischen Retabel soll am Beispiel des
Flügelaltärchen in der Kapelle St. Martin in Brigels dargestellt werden. Das
kleine Altärchen dieser Kapelle ist mit 1518 datiert, zeigt Schrein- und
Gesprengefiguren und Tafelmalerei, die im Vergleich mit den Malereien an den
Retabeln von Tinizong, Vigens Mompé Medels und Acla, der Werkstatt Jürg Kändel
von Biberach zugeschrieben werden dürfen.
Es besteht aus dem rechteckigen Schrein und einstufiger Giebelfront. Der
Baldachin bestimmt die Form des vorgeblendeten, kleeblattbogigen oberen
Abschlusses, dessen Profil vom aufgesetzten Gesprenge durchwachsen wird.
Schleierornamente verzieren den Abschluss und die geschwungene Grundform wird
von den Flügeln übernommen. Das im Schrein stehende Figurenpodest ist mit den
Schreinwangen verankert und trägt das aufgemalte Datum 1518. Auf der Rückseite
der Predella wiederholt sich dieses Datum. Hinter den beweglichen Flügeln sind
in die Nuten der Schreinwangen zwei Standflügel eingelassen. Ihren bogenförmigen
oberen Abschluss zieren Schleierornamente und ein aufgesetzter Gesprengeteil.
Der Schrein steht auf dem stark überstehenden Deckbrett der Predella, in
deren mittlerer Nische ein Relief plaziert ist. Mit Figurenschmuck ausgestattet
sind nur der Schrein, die Nischen der Predella und das Gesprenge, nicht aber,
wie so oft, die Feiertagsseiten der Flügel. Daher dominiert am Retabel die
Malerei von Jürg Kändel von Biberach. Sie verteilt sich auf die Predella und
Rückwand des Schreins, auf die beiden Seiten der zwei Standflügel und die
Werktagsseiten der beweglichen Flügel.
Das Retabel und die Bildtafeln sind aus Tannenbrettern angefertigt.
Lindenholz diente zum Schnitzen der Schleierornamente, Krabben, Kreuzblumen und
Profile des Gesprenges. Das gut gelagerte Tannenholz zeigt wenig Äste und der
Splint wurde konsequent entfernt. Einige kurze Risse die sich heute finden,
entstanden 1929 durch moderne Verschraubungen und Vernagelungen (15). Bei den
Bildtafeln der Schreinrückwand zeigt das 53,5 cm breite Mittelbrett eine konkave
Verwerfung von 6 mm von der Bildseite her gesehen. Sehr schwach konvex geworfen
sind die beiden angefügten schmalen (13 cm und 12 cm) Bretter. Die zwei Flügel
sind von den Feiertagsseiten her betrachtet auch nur wenig konvex verwölbt. All
dies sind deutliche Hinweise auf eine seriöse Auswahl der Bretter und Bohlen.
Die Bretter der Schreinwangen und der fünf Bildtafeln zeigen nur wenige Äste;
die Tafel mit der Darstellung der Maria mit Kind hat sogar keine und die der
"Anbetung der Könige" weist nur drei Äste auf. Ausser am Mittelbrett der
Schreinrückwand sind an allen Brettern der fünf Bildtafeln und der Predella
stehende und halbliegende Jahrringe zu beobachten. Nur das erwähnte, 53,5 cm
breite Mittelbrett, zeigt liegende Jahrringe. Es wurde seitlich vom Kern, als
sogenanntes Seitenbrett, aus dem Stamm gesägt.
Die vom Schreiner ausgesuchten, bereits mit der Klobsäge aus dem Stamm
herausgesägten Bretter und Bohlen, wurden mit dem Schropp- und Schlichthobel
geglättet, dann mit dem Rauhbankhobel geebnet. Letzteres diente auch zum Ebnen
der Brettstösse damit die Bretter präzise zusammengefügt werden konnten. Stark
störende und lockere Äste wurden mitsamt ihrem Umfeld mit dem Stemmeisen oder
Stechbeitel herausgestemmt. Die rechteckige Öffnung wurde mit einem
einwandfreien Holzstück geschlossen. Eine in dieser Art und Weise durchgeführte
Ausbesserung befindet sich an der Schreinwand hinter der Figur der Hl. Lucia. An
gleicher Stelle finden sich auch Werkspuren des leicht schräg zu den Jahrringen
geführten Schlichthobels, dessen Grate noch mit der Feile oder einer gezahnten
Ziehklinge geebnet wurden. An allen andern Brettern des Schreines, der Predella
und der Bildtafeln liessen sich nur die Glättungsspuren der Raubank nachweisen.
Trotz der, selbst an einfachen Stützbrettchen durchgehend gepflegt geglätteten
Holzoberfläche, ist ein Beispiel mit verschiedenen Werkzeugspuren erhalten: Das
Relief des Bettlers, der St. Martindarstellung, wurde aus einer mehr als 6 cm
starken Bohle herausgearbeitet. Erhalten sind an seiner Rückseite die Werkspuren
der Klobsäge, mit der das Auftrennen des Stammes in Bohlen und Bretter geschah.
Ferner finden sich am Sockelboden neben den Arbeitsspuren eines flachen
Hohleisens, kurze Schnitte die von einer Stossäge stammen, mit der die Umrisse
des Bettlers herausgesägt worden sind. Die unterschiedlich grossen, runden
Löcher im Sockelboden wurden zum Einspannen des Werkstückes angebracht um die
Schnitz- und Fassungsarbeiten ausführen zu können .
Nach dem Ablängen der Bohlen und Bretter, dem Hobeln auf die gewünschte
Stärke und dem Zusammenfügen der 12 mm starken Bretter zu Bildtafeln, erfolgten
die Vorkehrungen zum Zusammensetzen der Werkstücke zu einem Ganzen. Für die
Seitenwangen des Schreins nutzte man 59 mm starke Bohlen, die auf die Masse 18,5
x 112 cm zugeschnitten und zurechtgehobelt waren. Daraus wurde der Länge nach
auf eine Breite von 153 mm ein Brett herausgesägt (Skizze 1 und 2). Es entstand
dadurch ein 22 mm tiefer Falz. In die breiter belassenen, überstehenden Teile
(59 cm) wurde ein 32 mm breites Profil mit Fase, Kehle und Wulst mit dem
Profilhobel herausgearbeitet, das an der Schreinfront als Deckleiste dient.
Zusammen mit den Schreinwangen bildet es ein Werkstück. Um die durchschnittlich
11 mm starke Schreinrückwand aufnehmen zu können, wurde aus den Brettwangen an
der entsprechenden Stelle eine 12 bis 13 mm breite Nut herausgehobelt (siehe
Skizzen 1 und 2). Auch aus dem 32 mm starken Boden- und dem nur 28 mm starken
Deckbrett wurden Nuten herausgehobelt.
Gleichzeitig wurden die Eckverbindungen geschaffen. Seitlich der horizontalen
Bretter wurden die Schwalben und an den senkrechten Teilen (Wangen) die
hinterschnittenen Zinken zurechtgeschnitten (siehe Skizze 3). Jetzt konnten alle
Schreinteile zusammengefügt werden.
Vor dem Herausschneiden und -stemmen der Schwalben und Zinken, wurde deren
Längeneinteilung mit dem Anreisswerkzeug markiert. Am Äussern jeder Wange findet
sich eine 12 bis 13 mm breite, senkrecht herausgehobelte Nut und am unteren Ende
wurde je Seite eine rechteckige Öffnung herausgestemmt. In diese Öffnungen sind
die konsolenähnlichen Tragarme der Standflügel eingelassen. Die Nuten dienten
der Fixierung der Standflügel.
Wie der Schrein zeigt auch die Predella eine sorgfältige Ausführung. Die weit
überstehenden 32 mm starken Boden- und Deckenbretter bilden zusammen mit den 36
mm starken Nischenwänden und den Wangen die tragenden Elemente des
Predellakastens. Zusammengefügt wurden die Elemente mit Zapfen an den Wangen und
Nischenwänden, die in entsprechend grosse durchgestemmte Öffnungen im Boden- und
Deckbrett eingelassen sind. Insgesamt finden sich im Boden- wie auch im
Deckbrett 8 solche 36 x 54 mm grosse Öffnungen. Zur besseren Bindung wurden die
Zapfen nach dem Zusammenfügen mit Keilen verspriesst. Geschlossen wurde der
Predellakasten an der Rückseite mit einer 12 mm starken Tafel, die zugleich als
Bildträger für die Darstellung "Schweisstuch Christi" dient. Links und rechts
der vorderseitigen Nische sind Tafeln angebracht, mit den gemalten Darstellungen
des Hl. Johannes der Täufer und Hl. Jakobus.
In die mit dem Löffelbohrer herausgebohrten Öffnungen, im Deckbrett des
Schreins, wurden die aus Fichtenholz geschaffenen Fialen gesteckt. Erhalten ist
auch die originale zusätzliche Befestigung mit geschmiedeten Nägeln.
Entsprechend dem Steckdübelsystem sind die Verdachungen der Fialen, ohne zu
verleimen aufgesetzt. Profile und Kreuzblumen der Verdachungen, jeweils als
halbe Werkstücke aus Lindenholz geschnitzt, wurden an den Fialen zusammengefügt,
festgeklebt und teils auch festgenagelt. Die Profile des Schleiergitters sind
nur mit Holzdübeln, seitlich an den Fialen befestigt. Die Werkstücke der Fialen
und Verdachungen sind genau aufeinander angepasst und wurden mit Einkerbungen
markiert um Verwechslungen zu vermeiden.
Die Bestimmung der Hölzer erfolgte durch Heide Härlin, Institut für
Technologie der Malerei, an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, in
Stuttgart.
Mal- und Fassungstechniken
War die Arbeit der Schreiner und Bildhauer an Retabel und Figuren beendet,
begann die Ausführung der Maler. Sie schufen nicht nur die Tafelbilder sondern
auch die Farbfassungen an Altarteilen und Figuren. Diese bestehen aus kunstvoll
gemalten Inkarnaten und Metallauflagen (Blattgold, Blattsilber und Folien aus Zwischgold), die mit gravierten oder geprägten Brokat- und Rankenmotiven, sowie
Applikationen verziert sind. Der Aufbau solcher Farbfassungen ist seit der
Führomanik bis zum Barock ohne Unterbrechung immer gleich geblieben. Gewechselt
haben hingegen die Werkstoffe, je nach regional vorkommenden Materialien,
Kulturen, Traditionen oder grundsätzlichen Stiländerungen und modischen
Auffassungen. Nur die Technik der Polimentglanzvergoldung wurde seit ägyptischer
Zeit bis heute in derselben Art und Weise gehandhabt. Wir finden sie zum
Beispiel an vielen Objekten aus dem Grabschatz des Tutanchamun im Nationalmuseum
Kairo. Bereits Plinius, beschrieb diese Technik. Sie ist belegt an Ikonen des 6.
Jahrhunderts im Katharinenkloster (Sinai), an romanischen und gotischen
Tafelbildern und Retabeln (16).
Kulturgeschichtlich interessant sind die verwendeten Materialien. Je
reichlicher der Auftraggeber dicker geschlagenes und reineres Blattgold oder
teure Pigmente wie Lapislazuli, Azurit und Malachit verwenden liess umso mehr
stellt er seine wohlhabende Persönlichkeit zur Schau. So gab manchmal ein
Auftraggeber an, wieviele Goldblätter von einem Dukaten herzustellen sind. Um
sparen zu können, hatte man zum Beispiel Zwischgold hergestellt, das aus einem
besonders dünn geschlagenen Goldblatt besteht, welches auf Blattsilber liegt.
Appliziert wurde es in den von vorne nicht sichtbaren Faltentiefen an
Skulpturen, an Bereichen von Damasthintergründen, die sich hinter Figuren und
Reliefs befinden und teilweise an Haaren von Figuren. Als besonders kostbar und
teuer galt das tief dunkelblau erscheinende Azurit, das an spätgotischen
Retabeln und Figuren vorkommt. Um zu sparen unterlegte man, ab der Mitte des 15.
Jahrhunderts, das kostbare grobkörnige Azurit mit einem feingemahlenen,
billigeren Azurit, das hellblau erscheint (17).
An allen untersuchten spätgotischen Altären Graubündens fanden wir
regelmässig Untermalungen mit dem billigen, feingemahlenen Azurit und Malachit,
sowie das billigere Zwischgold. Ab dem späten 14. Jahrhundert wurde das Azurit
mit der billigeren Smalte gestreckt (18).
Allerdings haben wir an den spätgotischen Altären Graubündens Smalte bis
jetzt nicht nachweisen können.
Aufbau der Fassungen und Tafelmalerei
Jede Farbfassung, Vergoldung und Tafelmalerei braucht den entsprechend
aufgebauten Untergrund. Er besteht aus der Leimtränkung, Kaschierungen mit
Gewebe oder Pflanzenfasern, der Grundierung und Präparierung. Dieser Aufbau
lässt sich besser schleifen als das Holz und ist der einzig zulässige und
polierfähige Aufbau für die Polimentglanzvergoldung. Zudem lassen sich auf einer
solchen Grundierung Gravuren, Pastigliaarbeiten und Punzierungen viel einfacher
ausführen.
Grundierung
Die spätgotischen Altäre und Skulpturen zeigen generell vorwiegend
Polimentglanzvergoldungen. Zurückhaltend angewendet findet sich auch die Öl- und
Leimvergoldung. Entsprechend dem materialbedingten Aufbau der Pressbrokate hatte
man auch diese jeweils mit Ölvergoldungen versehen. Im folgenden wird zuerst
die Polimentglanzvergoldung, danach die matt erscheinende Öl- und Leimvergoldung
beschrieben. Die mit Metallauflagen versehenen Ziertechniken werden in einem
separaten Kapitel behandelt.
Die Arbeit der Maler begann mit den Vorbereitungensarbeiten zum Fassen: Vor
dem Grundieren wurde die Oberfläche der Bildtafeln und Retabelteile wie
Schreinwangen und deren Rückwand aufgerauht. Überzähne von Brettfugen,
Holzanstückungen und eingesetzte Holzstücke wurden planiert. Dazu benutzte man
Feilen, Raspeln oder Ziehklingen und spitze eiserne Instrumente. An der
Innenseite der Schreinrückwand und den äusseren Schreinwangen des Altärchens in
der Martinskapelle in Brigels haben sich wiederholt parallele Riefen,
Schabspuren und kreuz und quer geführte Ritzungen erhalten. Gleiches findet sich
an den Tafelbildern des Tinizonger Altares und am Altärchen in Meierhof,
Obersaxen und an den inneren Schreinwangen des Churer Hochaltares. Es dürften
die Werkspuren einer Ziehklinge und eines spitzen Eiseninstrumentes sein. Damit
die Grundierungsschichten auch über Asteinschlüsse, Risse, verwachsene Rinden
und Holzgallen haftet, wurden sie mit kleinen Gewebestreifen, Büscheln von Hanf-
und Leinenfäden, Tierhaaren und Papier mit Glutinleim oder Kalkkasein überklebt.
Aufgeklebtes Papier fanden wir an der Rückseite der Martinsskulptur des
Altärchens in der Martinskapelle in Brigels. An der Bodenfläche der
Figurengruppe "Krönung Marias" des Hochaltars in der Kathedrale Chur, haben sich
über Schrumpfrissen aufgeklebte Hanfbüschel erhalten. Büschel von Leinenfäden
befinden sich über den breiten Fugen und Ästen an den Rahmen der Flügelbildern
des Brigelser Altärchens. Kleine Gewebestreifen konnte man an Retabeln,
Bildtafeln wie vereinzelten Figuren aller untersuchten gotischen Altäre
Graubündens nachweisen.
Danach wurde auf das Holz, dort wo ein Kreidegrund folgen soll, entsprechend
verdünnter Glutinleim heiss aufgestrichen, die sogenannte Leimtränke; damit wird
verhindert, dass der Grundierung vom Holz zuviel Bindemittel entzogen wird.
Dadurch ist eine gute Haftung zwischen Grundierung und Holz gewährleistet.
Bereiche wo für Relief und Figuren ein vergoldeter Hintergrund vorgesehen war,
wurden zudem vor dem Grundieren mit Leinwand überklebt. Dazu wurde das Gewebe in
entsprechend verdünnten Leim getaucht, das Überschüssige ausgepresst, schnell
auf die zu kaschierende Fläche ausgebreitet und mit den Händen glatt gestrichen
(19). Bereiche hinter Skulpturen und Relief blieben von Kaschierungen
ausgespart. Das aufgeklebte Gewebe hilft die klimabedingten Quell- und
Schrumpfbewegungen des Holzes aufzufangen und auszugleichen. Dadurch werden
diese Kräfte nur schwach auf die Grundierung übertragen und die Gefahr, dass die
vergoldete Grundierung abgehoben wird, verringert sich stark. Mit dieser Beklebung wird erreicht, dass die Grundierung während dem Gravieren einwandfrei
auf dem Träger haftet.
Nach dem Trocknen der Vorleimung und Kaschierungen wurden mehrere Lagen
Kreidegrund aufgetragen: für Vergoldungen und Versilberungen sechs bis sieben
Schichten, damit der Untergrund zum Polieren die nötige Geschmeidigkeit erhält.
Bei Prägungen, Gravuren und Pastigliadekors war eine besonders dicke
Grundierschicht erforderlich. Für Bildtafeln, farbige Retabelteile und Inkarnate
genügten 3 bis 4 Kreidegrundschichten. Die ersten zwei Schichten hatte man mit
breiten, runden Borstenpinsel aufgestupft, wobei die Grundierung für den ersten
Auftrag mit Leim stark verdünnt wurde. Mit dem Pinsel gestrichen wurden die
nächsten 2 bis 3 Grundierschichten, die jeweils nach dem Auftrocknen mit der
Ziehklinge geebnet und mit Schachtelhalme geschliffen wurden. Die letzten zwei
Aufträge hat man nass in nass mit dem Pinsel nur hingelegt (20). Abschliessend
wurde die grundierte Oberfläche mit einem feinen, feuchten Tuch nachgeschliffen.
Dadurch entstand eine besondere feine Oberfläche, die aber ihre Struktur behielt
(21).
Vorallem bei Inkarnaten von Reliefs und Skulpturen ging man mit der
Grundierung recht sparsam um. Man wollte verhindern, dass die feingeschnitzten
Details an Gesichtern und Händen durch unnötig viele Grundierschichten
undeutlich werden. Werden solche feingeschnitzten Details stärker grundiert,
wurden sie mit dem Gravierstichel oder feinen geissfussförmigen Schnitzeisen
perfekt nachgeformt. So vollendete künstlerische Gestaltungen zeigen die
Schreinfiguren vom Hochaltar in Churwalden, die besonders qualitätvolle
Fassungen der Ulmer Schule aufweisen.
Weil der im warmen Wasserbad flüssig gehaltene Kreidegrund schon bei geringer
Abkühlung sofort stockt, kann er nicht wie eine Farbe mit dem Pinsel verteilt
und vertrieben werden. Jeder Auftrag würde den vorherigen anlösen und
aufreissen. Dadurch entstehen Knollen- und Blasenbildungen, die nach dem
Trocknen nur durch mühsames Schleifen korrigiert werden können. Dies beweist,
dass das Grundieren einer der wichtigsten und heikelsten Arbeitsgänge ist und
grosse Erfahrung und Übung verlangt.
An den spätgotischen Altären Graubündens und deren Ausstattungen wurde für
die Grundierung ausnahmslos leimgebundene Kreide verarbeitet. Der dazu
verwendete Glutinleim wurde im Mittelalter und auch später aus Pergament-,
Leder- oder Tierhautabfällen oder aus Knochen und Fischen zubereitet. An den
spätgotischen Altären Graubündens, wie des süddeutschen Raumes findet sich keine
Steinkreide (Steinmehl) als Grundiermaterial. Auch die vorwiegend in Ländern
südlich der Alpen verarbeitete Gipsgrundierung konnte nicht nachgewiesen werden
(22). Zum Grundieren waren die Skulpturen - wie beim Schnitzen - in der Regel
horizontal in der Werkbank eingespannt. Als Beispiel dienen: die Krönung Marias
im Gesprenge des Hochaltars in der Kathedrale Chur; hier finden sich am
Sockelboden heruntergeflossene Tränen der Leimtränkung und der
Kreidegrundierung, ebenso am Sockelboden des Hl. Johannes von Ivo Striegel im
Dommuseum Chur. Nach dem Grundieren erhielten die Feiertagsseiten der
Altarflügel und die Hintergründe von Schreinen gravierte und gewuggelte,
letzteres auch Tremolieren genannt, Dekorationen die Textilornamente imitieren
(mehr darüber im Kapitel Verzierungstechniken).
Metallauflagen
Auf die Grundierung folgt der Aufbau für die Metallauflagen aus Gold-,
Zwischgold- und Silberblättern. Die Grundierung wird mit der sogenannten
Leimlösche, ein stark verdünnter Glutineim, überzogen. Eine leichte Einfärbung
der Leimlösche mit rotem Poliment hilft den Auftrag zu kontrollieren. Die
Leimlösche bindet feinste Schleifrückstände und dient vorallem dazu dass dem
nachfolgenden Vergoldungsgrund - dem Poliment - (23) das Bindemittel von der
Kreidegrundierung nicht entzogen wird. Der feinstzerriebene und mit Glutinleim
oder Eiklar gebundene Bolus, vom Vergolder "Poliment" genannt, wird schnell und
locker mit dem Pinsel in zwei bis drei Schichten aufgetragen (24). Der so
applizierte Polimentanstrich ist, von der Gotik bis zum Barock, nie so deckend
aufgetragen worden, wie es heute viele Restauratoren und Vergolder
fälschlicherweise tun. Das schnelle und lockere Auftragen des Poliments ist
wichtig, damit der vorangegangene Anstrich vom Nachfolgenden nicht angelöst wird
und krümelig austrocknet. Auf einem solchen Untergrund lassen sich angeschossene
Metallauflagen nicht mehr polieren. Für die spätgotischen Altäre Graubündens
wurde einheitlich nur roter Bolus verwendet, was durchweg der Gepflogenheit im
süddeutschen Raum entspricht (25).
Mit einem weichen Tuch reibt man die polimentierte Oberfläche zu Glanz gut ab.
Das Poliment besitzt durch seine Saugkraft und Fettigkeit die Eigenschaft im
feuchten Zustand Metallauflagen zu binden. Deshalb wurde vor dem Anschiessen des
Metallblattes das Poliment mit der sogenannten Netze satt angefeuchtet. In
gotischer Zeit bestand diese, wie sie Cennino Cennini im Kapitel 134 beschreibt,
aus mit Wasser stark verdünntem, geschlagenem Eiklar (26). Sofort muss nun auf
die satt anstehende, vom Poliment noch nicht absorbierte Netze, die dünn
geschlagenen Gold- oder Silberblätter mit dem Anschiesser an die vorgesehene
Stelle getragen werden. Zuvor wurde jedoch das Blattgold auf dem
Vergolderkissen, ein mit weichem Leder überzogenes gepolstertes Brettchen, auf
die gewünschte Grösse zu recht geschnitten (27). Abschliessend erfolgte das
Polieren des Goldes und anderer Blattmetalle mit einem Tierzahn oder einem
zurechtgeschliefenen Edelstein (heute mit zurechtgeformten Achatsteinen). Die
Intensität des Glanzes wird höher wenn der Poliervorgang bei hoher
Luftfeuchtigkeit geschieht oder 1½ bis 2 Std. nach dem Applizieren des Goldes.
Cennini schreibt im Kapitel unter anderem hierzu "Es ist richtig, dass du im
Winter immer Vergolden kannst, weil da das Wetter feucht und mild ist und nicht
trocken. Anders ist es im Sommer, da muss eine Stunde vergoldet und in der
nächsten geglättet werden."
Für Leimvergoldungen wurde noch in der Spätgotik an den süddeutschen Retabeln
und Figuren, somit auch an denen Graubündens, das Gold oder Silber mittels dem
Netzwasser direkt auf die Leimlösche geklebt. Zu Glanz polieren lassen sich die
Metallauflagen in dieser Technik nicht. Am Hochaltar, in der ehemaligen
Klosterkirche in Churwalden, sind die Versilberungen an den Schreinsäulchen und
den Rahmen der Tafelbilder in dieser Weise ausgeführt worden. Zur besseren
Klebung wurde, an diesem Altar dem Leim etwas Honig beigemischt (analysiert von
Dr. Bruno Mühlenthaler).
Die Ölvergoldung finden wir oft an den spätgotischen Retabeln und Figuren. Als
Medium dienten trocknende Öle wie Hanföl oder an der Sonne oder durch kochen
eingedichtetes Leinöl (Leinölfirniss), dem als Schnelltrockner Bleiweiss oder
Mennige beigemischt wurde. Dieses Medium liegt in der Regel direkt auf der mit
einer Leimlösche präparierten Kreidegrundierung. Metallauflagen in dieser
Technik appliziert, lassen sich nicht zu Glanz polieren. Allgemein wurde diese
Vergoldungsart an Pressbrokaten, an sehr fein geschnitzten Krabben die die
polierbare Polimentvergoldung nicht zulässt und an Rahmen für Blüttenmotive,
wozu das Medium mit einem Stempel angebracht wurde. Kurz vor dem Abbinden hat
dieses Medium noch genügend Klebekraft um in dieser Phase das angeschossene Gold
zu binden. Am Churwaldner Hochaltar liegen die Vergoldungen der Krabben an den
Fialen, den Schleiergittern des Schreines, wie die Zacken an den Kronen auf
einem Medium aus trocknendem Öl. Gleiches findet sich zum Beispiel am Churer
Hochaltar an den Gewändern und Flügeln der Engel, die den Vorhang im Schrein und
den Flügeln der Feiertagsseite tragen. Hier liegt das Gold mit dem Medium auf
gelbem Poliment. Man darf davon ausgehen, das bewusst zwischen der matten
Ölvergoldung zu den Glanzvergolungen der Schrein- und Flügelrelief ein Kontrast
angestrebt wurde. Ölvergoldungen zeigen die Nimben der Heiligendarstellungen an
der Predella, den Standflügeln und den Werktagsseiten der Flügel des Retabels in
der Brigelser Martinskapelle und an der mit Schwarzlotmalerei versehenen
Predella des Tomilser Hochaltares.
Verzierungstechniken
An spätgotischen Retabeln und Skulpturen finden sich grundsätzlich immer
Verzierungen. Sie zeigen jeweils Motive, die in unterschiedlichen Techniken
ausgeführt sind. So gibt es Varianten, die technisch bedingt vor dem Anschiessen
der Metallauflagen ausgeführt worden sind, andere erst danach. Sie imitieren
kostbare Textilien mit Brokatmustern, floralen Ornamenten, solche mit
Tiermotiven und geometrischen Mustern. Zu suchen sind die Vorbilder in der
mittelalterlichen, italienischen und spanischen Seidenindustrie, deren Produkte
auch von Brügge aus, der Hauptumschlagplatz im Norden Europas, zum Kauf
angeboten wurden. Ferner dienten Ausführungen an Altären selber zu Anregungen
und der Verbreitung von Motiven und Techniken. Die Motive lassen gewisse
Stilentwicklungen und Modetendenzen erkennen. So war zum Beispiel ab Mitte des
15. Jahrhunderts das Granatapfelmuster und teilweise das Pinienzapfenmotiv
vorherrschend. Wie Hans Westhoff festgestellt hat, lässt sich teilweise aufgrund
der Brokatmuster die ausführende Werkstatt nachweisen (28). An den süddeutschen
spätgotischen Altarausstattungen und daher auch an denen in Graubünden finden
wir Motive die graviert, geprägt, gemalt und mit Stempelmuster ausgeführt sind.
Ferner auch Sgraffiti, Applikationen von Pressbrokaten, Haaren, Holzperlen,
Edelsteinnachbildungen und so weiter. Pastigliaausführungen, eine Technik die
sich bereits an diversen ägyptischen Mumiendeckeln und Holzhüllen des
Grabschatzes von Tutanchamun im Nationalmuseum Kairo nachweisen lässt, konnte
bis jetzt nur an der Skulpturengruppe "Krönung Marias" am Tomilser Hochaltar und
an den Gewandsäumen der Figurengruppe "Krönung Marias" sowie am dazugehörenden
Podest des Churwaldner Hochaltares beobachtet werden.
Gravuren
Unter Gravuren versteht man nach einer Umrisszeichnung tief in die Grundierung
geritzte Motive. Die Ausführung erfolgte in gotischer Zeit noch von Malern. An
allen Bündner Altären finden wir als Hintergrund zu den Schreinfiguren und den
Reliefs an den Feiertagsseiten der Altarflügel gravierte Damasthintergründe. Mit
gewuggelten Gravuren werden Hintergründe und Binnenflächen der dargestellten
Granatapfelmotive und Rankenmuster verstärkt abgesetzt (29). Für solche
Dekorationen wurden bei der Ausführung mit einer Nadel (Cennino Cennini Kapitel
123) oder mit einem Stichel eine Umrisszeichnung in die Kreidegrundierung
vorgeritzte. Aufgrund beobachteter Deckungsgleichheit mancher rapportierender Textilornamente wird angenommen, dass solche Motive zuerst nach
Schablonen aufgepaust und danach mit dem Stichel nachgeritzt wurden
(30). Hierzu
diente angeblich auch die Lochpause. Es folgten nun die Wuggelungen, sie wurden
im Bereich der Binnenzeichnung, mit einem 3 bis 5 mm breiten flachen Hohleisen
aus der Fläche graviert (31). Abschliessend hatte man die eingravierten Konturen
der Motive mit einem schmalen Hohlbohrer nachgeschnitten, damit sie sich
deutlich von den Wuggelungen absetzen (32). Nur eingeritzt wurden die rahmenden
Bänder entlang den Flächen der Brokathintergründe und die Zirkelschläge für Nimben. Einfache rhombenförmige Gravuren zieren die Kronen
der Schreinfiguren des Retabels von Acla. Am Hochaltar der Pfarrkirche Alvaneu,
um 1506, Domat Ems 1504, Saluf um 1500 und dem in der alten Pfarrkirche Lantsch
1479 finden sich Ausnahmen. An den Schreinhintergründen und den Flügel der
Feiertagsseiten dieser Retabel ziert, im Wechsel zu den Wuggelungen, auch die
ältere, geriffelte Variante einer vergoldeten Hintergrundgestaltung. Sie
vermitteln dadurch den plastischen Eindruck von Goldfäden in Brokatmustern
realistischer als die schneller auszuführende Wuggelung.. Ferner
zieren in Lantsch diese Hintergründe, wie auch jene der Flügel am Tomilser
Hochaltar, nicht wie die für spätgotischen Altäre zur Regel gewordenen
Granatapfelmotive, sondern Blattranken. Am Tomilser Altar
wurden die Blattranken mit dem Poliment für die Vergoldungen, direkt auf die
Kreidegrundierung gezeichnet. Interessanterweise wurde an allen diesen Altären
der Meister H.H. für die Malerei beauftragt; er fasste auch die Figuren.
Pastiglia
Bei der Pastigliatechnik wird im Gegensatz zur Gravierung, die Reliefwirkung
durch zusätzliches Auftragen mit Kreide- oder Gipsgrund und durch Nachschneiden
mit Stichel oder Schnitzeisen erzielt. Meist wurde die Ausführung mit
Gravierungen kombiniert. Ist das Muster auf die Grundierung gezeichnet oder
aufgepaust, wird die durch Wärme flüssig gehaltene Grundierung mit dem Pinsel
mehrlagig aufmodelliert. Cennini schreibt im Kapitel 124 "Es muss ein feiner
langer Haarpinsel sein. Mit Geschick musst du von jenen warmen Gips in den
Pinsel nehmen und schnell das, was du willst, in Flachrelief setzen. Sind es
Blätter, die du modellieren willst, so zeichne sie zuerst", ...
(33). Nach dem
Trocknen der aufmodellierten Grundierung wird mit dem Stichel die Kontur der
Dekorationen in die Grundfläche graviert. Nach der endgültigen Formgebung mit
feinen Schnitzeisen hat man die Motive geschliffen, präpariert und danach
vergoldet.
An den spätgotischen Tafelbildern und Skulpturen Graubündens finden sich nur
wenige Beispiele die in dieser Technik ausgeführt worden sind. Am Hochaltar der
ehemaligen Klosterkirche Churwalden zeigen die Flügelbilder der Werktagsseiten
Nimben und Strahlen, die mit Kreidegrund aufmodelliert sind. In der selben
Kirche finden sich zwei qualitätvolle Skulpturen der Ulmer Schule; ein
Kruzifixus und Christus als Schmerzensmann. Die am Körper beider Skulpturen
stark betonten Adern sind ebenfalls in Pastiglia aufmodelliert.
Die Gewandsäume der Figurengruppe "Krönung Marias" und das zur Gruppe gehörende
Podest zieren Perlen, Rosetten und Blattranken in dieser Technik. Durch
Wuggelungen wurden die Hintergründe der Gewandsäume zusätzlich abgesetzt.
Pressbrokate
Pressbrokate sind dünne von Modeln abgeformte Folien, die im vergoldeten Zustand
mit Lüsterfarben versehen, Skulpturen und Tafelbilder zieren. Sie imitieren
kostbare, mit Goldfäden durchwirkte Brokatstoffe und wurden vorwiegend für
Gewänder an Skulpturen und Tafelbildern genutzt. Für ihre Herstellung benutzte
man Model aus einem weichen widerstandsfähigen Stein (Cennino Cennini Kapitel
170) in den man Brokatmuster und andere Motive schnitt. Von Modeln aus Holz
oder Metall wird in den uns bekannten Quellenschriften nichts erwähnt; deren
Verwendung wird aber angenommen (34). Ein Hinweis dürfte allerdings die Amerkung
4 auf Seite 195 bei Berger sein " ... im Jahre 1499 wurden für Benediktbeuren "messing
illiminier modl" für 10 Pfg. gekauft (35). Den weiteren Vorgang beschreibt Cennino Cennini (Kapitel 170)." Dann lege gehämmertes Zinn, gelbes und weisses,
mehrfach gefalten auf dem Model, den du nachbilden willst. Auf dieses Zinn lege
so eine Art Wergpropfen, im Wasser getaucht und dann ausgedrückt. In die andere
Hand nimm einen schweren Schlegel aus Weidenholz und schlage auf den Wergpropfen,
indem du denselben mit der anderen Hand hin- und herbewegst und umgekehrt". Die
so geprägte Zinnfolie erhielt nun ein Stützbett mit einer dünn aufgestrichenen,
häufig thermoplastischen Masse. Die Zinnfolie wurde mit ihrer Trägermasse aus
dem Model entfernt und vergoldet. Als letzteres überzog man die
Brokathintergründe mit grünem oder rotem Lüster (36); selten wie am Hochaltar
der Kathedrale Chur mit Zinnober und hellblauem Azurit. Letzteres dürfte
zusammen mit den pressbrokaten an Schreinfiguren des Salufer Altars, die die
einzigen nachgewiesenen Beispiele an Bündner Altären sein. Nicht selten wurden
nur einzelne Brokatmotive, grossflächig verteilt, an Gewändern aufgeklebt.
Zum Hinterfüllen verwendete man verschiedene Prägemassen. So empfahl Cennino
Cennini (Kapitel 128 und 170) eine mit "starkem Leim" geriebenen Gips auf die
Rückseite der geprägten Zinnfolie aufzutragen. Im Tegernseer Manuskript wird
hierzu eine Mischung aus Leim, Kreide und Harz empfohlen und diese mit "holtz
leim" oder Mehlkleister mit einem Zusatz von zerriebenem Harz aufgeklebt
(37).
Für den Vorhang im Schrein der Kathedrale Chur diente zur Versteifung der
Zinnfolie eine Masse in der Mennige, Bleiweiss und ein ölhaltiges Bindemittel
nachgewiesen wurde. Der Pressbrokat liegt auf einer dünnen, roten, bolusartigen
Schicht (38). Als Klebemittel wurden nach dem Tegernseer Manuskript, mit "holtz
leim" oder Mehlkleister mit Zusatz von pulverisiertem Harz, Brokate aus Leim-
Kreidegemisch aufgeklebt (39). Die schönsten, am besten erhaltenen Pressbrokate,
an den spätgotischen Altären Graubündens, sind am Hochaltar der ehemaligen
Klosterkirche Churwalden und der Kathedrale Chur erhalten.
Ab cirka 1510 wurde offenbar, entsprechend der Renaissance als neue Stilrichtung
auf die Anwendung von Pressbrokaten weitgehend verzichtet. Dies bestätigen zum
Beispiel die Altäre des Jürg Kändel von Biberach in Tinizong, Vignogn, Acla,
Mompé Medel, St. Martin in Brigels und so weiter, die alle zwischen 1512 bis
1518 entstandenen sind, sowie einzelne Spätwerke des Yvo Striegl und der erst
1522 entstandene Altar in St. Georg Rhäzüns.
Nach dem Vergolden ausgeführte Verzierungen
Verschiedene Dekorationsarten werden erst ausgeführt, wenn die Vergoldung oder
Versilberung angeschossen und poliert ist. Es sind feinste Verzierungen die
durch Musieren und Florieren, Punzieren und Trassieren oder als Sgraffiti
entstehen. Sie bilden nicht selten einen Höhepunkt indem kostbare, mit Goldfäden
durchzogenen Gewandsäume oder goldene Reifen für Nimben dargestellt sind.
Schwarzlotzeichnungen über Metallauflagen geben zum Beispiel Rüstungen, Schmuck
und anderen Zierden das endgültige Aussehen.
Punzieren, Trassieren
Grundsätzlich finden sich Punzierungen, auch Körnen genannt, nur auf polierten
Vergoldungen und Versilberungen. Sie entstehen in dem man mit einem Stift oder
gemusterten Stempeln entsprechende Motive in die zu dekorierende Oberfläche
prägt. Dazu muss das Poliment und die Grundierung noch schwach feucht und
elastisch sein, damit bei der Ausführung keine Ausbrüche entstehen. Zudem ist
für ein gutes Gelingen der Ausführungen eine entsprechend dick aufgetragene
Kreidegrundierung erforderlich. Vorkommende Punzenmuster sind Produkte, zu deren
Herstellung Cennini ein "zugespitztes Eisenstäbchen" erwähnt, aber auch Stempel
mit Sternchen, kleine Ringe und Rosetten. Wie geschätzt diese Zierart im 14. und
15. Jahrhundert war, mag das folgende Zitat aus Cenninis Kapitel 140
dokumentieren: " Dieses Körnen, von welchem ich spreche, ist eine der schönsten
Arbeiten, die wir haben, du kannst flach körnen, wie ich schon gesagt habe, du
kannst aber auch reliefartig körnen. Mit Hilfe der Phantasie und leichter Hand
kannst du auf der Goldfläche Blätter, kleine Engelchen und andere Figuren
machen, die aus Gold hervorleuchten". Die Gewandsäume der Figuren von Yvo
Stiegel, des spätgotischen Hochaltars ehemals in San Vittore, heute im Churer
Dommuseum, zieren Punktpunzen. Es sind so präzise Abfolgen von Punktreihen, wie
sie nur entstehen, wenn hierzu ein Rädchen benutzt wird mit dem Perforierungen
(Lochpausen) hergestellt werden können.
Unter Trassieren versteht man das Ritzen von Umrisslinien von Formen, das
Schraffieren oder die Ausführung von Zirkelschlägen für Nimben, in die polierte
Vergoldungen. Hierzu muss der Golduntergrund noch leicht feucht sein.
Diese beiden Techniken lassen sich bereits im 6. Jahrhundert byzantinischen
Tafelbildern nachweisen. Von dort aus wurden sie nach Italien (12./13.
Jahrhundert) verbreitet. Ab dem 14. Jahrhundert finden wir sie auch nördlich
der Alpen. Auch an spätgotischen Altarausstattungen Graubündens finden sich
Punzierungen und Trassierungen. Dies allerdings in bescheidenem Ausmass des
frühen 16. Jahrhundert, vorallem an Skulpturfassungen von Yvo Striegel und für
Nimbenumrahmungen an Tafelbildern des Jürg Kändel von Biberach.
Musieren oder Florieren
In der Fachsprache der Maler des 14. und 15. Jahrhunderts bedeuten beide
Begriffe auf die mit Metallauflagen versehene Oberfläche feinste Ornamente,
Tituli oder auch Zierbuchstaben zu malen. Musieren dient zugleich der
Bezeichnung aller Werkstoffe die man zum Musieren braucht. Mit einem
Anlegemittel wurden die feinen Motive aufgezeichnet und danach vergoldet. Es
finden sich auf vorallem mit rotem Farblack auf Nimben aufgemalte Nimbenstrahlen,
Tituli und bei Christus Darstellungen Lilienbestecke.
Zahlreiche Rezepte finden sich im 15. Jahrhundert. Im Strassburger Manuskript
wird zum Beispiel empfohlen zum Florieren die Motive mit Gummiarabicum; mit
einem Zusatz von Ocker, auf das Gold aufzuzeichnen (Rezept Nummer 17). Für das
gleiche kann auch wie im selben Manuskript erwähnt, Fischgalle benutzt werden.
Genannt wird in der Bologneser Handschrift (Rezept Nummer 144) eine Essig- oder
Urinlösung der man Gummi "Dorema ammoniacum" und Eiklar zugemischt hat
(40). Als
letztes, der vielen Rezepte, sei das im Tegernseer Manuskript beschriebene
erwähnt. Dort wird zum Musieren auf "öl varb" folgendes empfohlen: "Nim minium
und reib die unter öl, darnach wenn dym öl varb vor (zuvor) wol trucken ist
worden durch zwen Tag, so musiere denn mit die minie und lass ein wenig trucken
und leg das gold dann auf " (41).
An den Bündner Altären finden sich solche Zierden in der Regel ab dem frühen 16.
Jahrhundert. Yvo Striegel benutzte zum Beispiel das Musieren an den Gewandsäumen
der beiden Figuren des ehemaligen Hochaltars in San Vittore, die heute im
Domuseum der Kathedrale Chur ausgestellt sind, indem er auf polierter Vergoldung
und Zwischengoldauflage mit einem Anlegemittel Ornamente malte die danach
vergoldet wurden.. Zahlreicher, teilweise aber nicht gut erhalten, sind solche
Arbeiten an den Tafelbildern des Jürg Kändel von Biberach. Er verzierte so, mit
aufgemalten weissen Ornamenten die Gewandsäume und malte mit rotem Lüster (roter
Farblack) Tituli und Strahlen auf die Nimben.
Sgraffiti und Schwarzlotmalerei
Sgraffiti sind Dekorationen die in der Regel aus den auf Gold oder Silber
aufgetragenen Farben herausgekratzt werden, sodass dadurch das Blattmetall
wieder sichtbar wird. Selten finden sich Sgraffiti bei denen die Farbe nicht auf
Blattmetall liegt, sondern auf weisser Grundierung, die nach Anbringen der
Sgraffitozeichnung sichtbar wird.. Zuerst wurden die Motive, wie Cennino Cennini
im Kapitel 141 und 142 empfiehlt, mit der Lochpause übertragen. Danach kratzte
man die Farbe mit einem zugespitzten Holzstäbchen oder Bein sorgfältig weg, ohne
die Metallauflagen zu verletzen. Während die Pigmente nach Cennini mit
Eitempera gebunden sind, benutzten die Nordländer ölgebundene Farben
(42). Im
süddeutschen Raum liessen sich Sgraffiti offenbar nur an Skulpturen nachweisen,
dies vorwiegend als Saummuster. Dem entsprechend ist der Befund, an
spätgotischen Skulpturen Graubündens. Nur an den Reliefs (um 1520) des
ehemaligen spätgotischen Hochaltars der Klosterkirche Müstair (heute im
Klostermuseum) und an den Schreinfiguren (1522) des Hochaltars in der Kapelle
Sankt Georg, Rhäzüns, konnten wir bis jetzt Sgraffiti nachweisen. Die weissen
Umschläge der Ärmel an den Reliefs im Museum Müstair wurden von Rankenmotiven in
Sgrafitotechnik verziert. Entlang den Säumen der blauen Gewandinnenseiten
derselben Reliefs kratzte man durch das Azurit und die graue Venedauntermalung
feine Rosetten und Bogenfriese bis in die weisse Kreidegrundierung. Wohl die
reichsten Sgraffitidekorationen zieren die Gewandsäume der Heiligen Katharina
und das Untergewand der Heiligen Dorothea im Rhäzünser Hochaltar, sowie das
Untergewand der Hl. Katharina des Rodelser Hochaltares, heute im historischen
Museum Basel. Aus der weiss angelegten Fläche kratzte man reiche Rankenornamente
auf den Silbergrund. Die weisse, das Gold und Silber überlagernde Farbe dürfte
mit einem ölhaltigen Bindemittel gebunden sein.
Schwarzlotzeichnungen sind auf Blattmetallauflagen mit der Pinselspitze feinst
aufgemalte schwarze Zeichnungen. Häufig dargestellt werden, metallene Geräte wie
Kronen, Schmuck, Fibeln, Waffen und Rüstungen, die ab cirka der Mitte des 15.
Jahrhunderts mit Schraffuren schattiert wurden. In der Regel weisen diese
Geräte eine Ölvergoldung auf; jedoch sind Gründe mit Glanzvergoldungen nicht
selten, zum Beispiel bei Kronen von Heiligendarstellungen die einen Nimbus als
Hintergrund haben. An den Flügelbildern des Churwaldner Hochaltars sind die
Umrisse der Kronen, der Heiligendarstellungen, in dieser Technik ausgeführt.
Als Hintergrund dienten dem Maler die Glanzvergoldungen der Nimben. Jürg Kändel
benutzte diese Technik nur als Umrisszeichnung für die Nimben. Detailreich und
mit schraffierten Schatten versehen zeichnete der Meister H.H. an den
Hochaltären der Kirche Tomils und der alten Pfarrkirche Lantsch die Kronen auf
ölvergoldeten Nimben.
Applikationen
Unter Applikationen verstehen wir aufgeklebte Haare, vergoldete Sterne und
Punkte aus Papier, aufgenagelte Holzperlen, Haarlocken und Bleifassungen für
gläserne Edelsteinimitationen und so weiter. Es sind plastische Ausschmückungen
deren Realität mit malerischen Mitteln nicht annähernd erreicht werden kann.
In Quellenschriften finden wir nur für die Herstellung gestanzter, vergoldeter
Papiersterne Anweisungen. Solche Sterne sind häufig an dem mit tiefblauem
Azurit bemalten Sternenhimmel der Baldachine zu finden. Im Tegernseer Manuskript
ist die Herstellung von vergoldeten mit dem "stern eysen" herausgestanzten
Sternen aus Papier oder Stanniol beschrieben (43). Sie wurden mit Leim auf die
mit Azurit bemalten Flächen geklebt. Weiter steht in dem selben Kapitel "wildu
aber die stern erhaben, so schneid dann einen von einen spitz pis in den andern
nit gar durch und streich den leim daran und cleibs nur mit den spützl
(Randspitze) daran". Eine grosse Anzahl gestanzter Sterne, die nur mit den
Strahlenspritzen am Azuritgrund der Baldachinuntersichten und Wolken von Sockeln
befestigt sind, finden sich am Hochaltar der Kathedrale Chur. An
diversen Gesprengefiguren des selben Altares finden wir zudem gestanzte,
vergoldete Papierpunkte. Sie weisen einen Durchmesser von 8 mm auf. Solche
Punkte, die mehrheitlich rot gefasst sind, haben sich auch an einzelnen
Skulpturen der Retabel von Alvaneu, Domat/Ems und Saluf erhalten.
An vielen spätgotischen Skulpturen Graubündens sind Kronen, Gewandschliessen und
Mitren mit Perlen aus Holz verziert die aufgeklebt oder mit Stiften befestigt
sind. Hölzerne, mit Blattsilber beschichtete und mit Stiften fixierte Perlen,
dekorieren die Kronen der Schreinfiguren des Churwaldner Hochaltares. Sie
flankieren teilweise bleierne Fassungen die ursprünglich Ziersteine (wohl aus
Glas) trugen. Versilberte, aufgeklebte Holzperlen und aufgestiftete unförmige
Glaskügelchen (2 mm Durchmesser) zieren die Mitra und Gewandschliessen der
Martinsdarstellungen am Brigelser Retabel der Martinskapelle (44).
In vier Retabeln finden wir Strahlennimben (Lilienbestecke), die aus Metall
gefertigt und feuervergoldet sind Sie zieren die Nimben des Gekreuzigten im
Gesprenge des Brigelser und Alvaneuer Retabels; beim Alvaneuer Altar die Nimben
Gottvaters und des Sohnes in der Krönung Marias. Ausserdem findet sich der
Strahlennimbus auch am Christusknaben. Gleiches finden wir am Christusknaben des
Salufer Retabels und am Christius (Taufe am Jordan) am rechten Flügel des
Retabels von Domat/Ems.
Am linken Flügelrelief "Enthauptung des Johannes" ist das aus dem Hals
herausfliessende Blut mit gefassten Schnüren dargestellt. Drei Drähte stellen
das aus der Brustwunde fliessende Blut des Gekreuzigten in der südlichen
Seitenkapelle der ehemaligen Klosterkirche Churwalden dar. Der selbe Kruzifixus
zeigt zudem aufgeklebte, gelockte echte Haare, so auch der überlebensgrosse
Gekreuzigte, über dem Lettner, dem eine Perücke aufgesetzt ist. Er trägt noch
den originalen metallenen Strahlennimbus.
Eine weitere Rarität hat sich am Churer Hochaltar erhalten. An der rechten Seite
des Hinterkopfs der Schreinmadonna sind Haarlocken aufgenagelt. Die einzelnen
1,5 - 2 mm starken, mit Zwischgold versehenen Haarsträhnen, hatte man aus dem
Holz des wolligen Schneeballs herausgespalten. Als Rarität bezeichnen darf man
auch das Saumzeug, aus farbig bemaltem Pergament, des Pferdes am rechten
Flügelrelief des Hochaltares in Saluf und dem ebenfalls bemalten ledernen
Tragriemen des Schwertes des Georgs, im Schrein des selben Altares.
Tafelmalerei und Skulpturenfassung
Aufgrund unserer heutigen rationalen Denkweise ist immer noch die Meinung stark
verbreitet, dass Aufträge für Malerei und Skulpturenfassung Spezialisten
zugesprochen werden müssen. Man spricht zum Beispiel von Tafelbildspezialisten,
Freskanten, Fassmalern oder Kirchenmalern. Untersuchungen an Altären während
der Restaurierung belegen immer wieder, dass dies vor allem im Mittelalter nicht
zutrifft. Giotto, Simone Martini, Fra Angelico, Raffael und andere italienische
Maler haben grossartige Tafelmalereien geschaffen. Sie wurden aber ebenso
berühmt durch ihre Freskomalerei (45). Im Norden der Alpen finden sich in dieser
Hinsicht Parallelen. Der Maler Maggenberg schuf 1435 im Auftrag der Herren von
Raron, im südlichen Seitenschiff und am Lettner der Valeriakirche Sion
Wandmalereien in Temperatechnik. Gleichzeitig malte er in derselben Kirche die
figürlichen Darstellungen an den Orgelflügeln (Tempera auf Leinwand) und ein
Tafelbild für einen Altar. Hans Holbein der Jüngere, bekannt für seine
Tafelbilder und graphischen Arbeiten, hat in Basel und Luzern Fassadenmalereien
ausgeführt (46). Wie schon in der Einführung das Zitat aus dem Strassburger
Manuskript deutlich macht, sei nochmals erwähnt, dass der Maler der in die
Meisterzunft aufgenommen werden wollte, sein Können je mit einer Öl- und
Leimfarbenmalerei und dem Fassen eines Schnitzwerkes unter Beweis stellen
musste. Innerhalb einer mittelalterlichen Malerwerkstatt waren die Vergoldungs-
und Fassungsarbeiten, sowie das Malen nicht wie heute Spezialistenausführungen.
Es waren Arbeitsabfolgen, die entsprechend dem Ausbildungsstand der Maler
verteilt wurden, wie es zum Beispiel Cennini in Kapitel 104 beschreibt
(47).
Wenn es die Auftragslage notwendig machte, wurden Arbeitsgemeinschaften
gebildet, indem der eine die Bildhauer und der andere die Fassungs- und Malerarbeiten ausführte. In diesem Sinne ist zu verstehen, dass zum Beispiel Weckmann für die Altäre in Alvaneu, Domat-Ems und Saluf die Schnitzarbeiten und
der Meister H.H. die Fassungs- und Malerarbeiten ausführte. Genauso arbeitete
der Maler Jürg Kändel von Biberach, der an mehreren Altären die Malerei und
wohl auch die Fassungen ausführte und sie teilweise signierte. Die
Schnitzarbeiten liess er von verschiedenen Bildhauerwerkstätten durchführen
(48).
Die eigentlichen Vorbereitungen zum Malen, begannen mit der Aufbereitung der
Malfarben. In Brocken gehandelte Mineralfarben wie Ocker- oder Umbraerden, grüne
Erde, mussten zuerst in einem Mörser zu Pulver zerstossen werden. Durch Waschen
und Schlämmen wurden Verunreinigungen (Sand, Gesteinsreste) entfernt. Auf einer
harten Steinplatte verarbeitete man mit einem abgerundeten Stein (Läufer) und
einem Gleitmittel, wozu Cennini in Kapitel 35 Wasser empfiehlt, die Farbpulver
in einem ersten Arbeitsgang zu feinen Pigmenten. Die Pigmente wurden in Kästchen
trocken aufbewahrt. Zum Malen rieb man die Farben nochmals mit dem Bindemittel
an und füllte sie gebrauchsfertig in Muscheln. Das Anreiben der Farben wurde als
besonders wichtig betrachtet. Diverse anorganische Pigmente, wie zum Beispiel
Hämatit oder Zinnober, werden durch das Reiben brillanter; andere hingegen
stumpf und blass, zum Beispiel Azurit. Ferner hat jedes Pigment seine eigene
ideale Korngrösse bei der sein Färbevermögen oder die Deckkraft am
wirkungsvollsten ist. Farben zu reiben war daher ein nicht zu ersetzendes, durch
Erfahrung gesammeltes Wissen, das gepaart mit der richtig dosierten
Bindemittel-Zugabe, zu der typischen Leuchtkraft mittelalterlicher Tafelbilder
führte (49).
Im ganzen Mittelalter nutzte man organische Bindemittel pflanzlicher und
tierischer Herkunft, die je nach Zusammensetzung Öle, Harze und Eiweiss
beinhalten. Die spätmittelalterlichen Tafelbilder und Skulpturenfassungen sind
in Mischtechnik geschaffene Werke. Das heisst, man malte gleichzeitig mit
wässrigen, öl- und harzhaltigen Bindemitteln, die teilweise zu fetten Emulsionen
(50) vermischt wurden. Dies hatte seine Gründe, die auch für die spätgotischen
Altäre Graubündens galten. Mit Emulsionen aus wässerigen, öl- und harzhaltigen
Bindemitteln ( fette Temperamalerei) liessen sich vermehrt transparente
Farbaufträge mit Tiefenwirkung erzeugen. Feinste Linien für Haare,
Zierbuchstaben, Blattranken als Gewandsäume und schraffierte Schatten liessen
sich nur mit Leim- oder einer mageren Tempera gekonnt darstellen. Als wässrige
Bindemittel nutzte man tierischen Leim, Eiklar wie das Vollei, Gummi Arabicum
und andere Gummen pflanzlicher Herkunft. Ferner nutzte man trocknende Öle, vor
allem Leinöl aber auch Nuss- und Mohnöl (51).
Vorzeichnung, technische Hilfszeichnung, Unterzeichnung
Schon der Untertitel macht deutlich, dass technisch zwischen drei verschiedenen
Zeichnungsvorgehen unterschieden wird. Unter Vorzeichnung verstehen wir Studien
oder Entwürfe, die auf Papier oder Holztafeln gezeichnet sind.
Die technische Hilfszeichnung diente dem konstruktiven Aufbau der Malerei. Es
sind direkt in die Holztafel eingeritzte Linien, mit dem Zirkel eingetragene
Markierungen und geschriebene Anweisungen, unteranderem Farbangaben auf der
grundierten Bildtafel. Aber auch in die Grundierung eingeritzte Umrisslinien,
mit denen die figürlichen Darstellungen von den vergoldeten Hintergründen
abgegrenzt sind, gehören zu den Hilfszeichnungen.
An den Bildtafeln der Werktagsseiten des Tomilser Hochaltares ritzte der Meister
H.H. die perspektivisch angeordneten Umrisse der zu malenden weissen und roten
Marmorplatten direkt in das Holz. In der gleichen Art markierte er mit
dem Zirkelschlag die Umrisse der Nimbenringe in das Holz. Am Brigelser
Altärchen der Martinskapelle, sind bei der Darstellung "Christus am Ölberg"
durch Infrarotaufnahmen sich unter der Malerei befindende Schriften sichtbar
gemacht worden. Weil der schwarz geschriebene Text nur lückenhaft erhalten ist,
konnte er leider nicht entziffert werden. Ein alleinstehendes Wort hingegen
dürfte ein Hinweis sein, mit welcher Farbe an der betreffenden Stelle zu malen
ist: nämlich mit Ocker. Dieser Hinweis macht sehr deutlich, dass es sich
um Anweisungen vom Meister handelt, die an die Gesellen seiner Werkstatt
gerichtet sind. Am selben Altar finden sich, an den Flügelbildern der
Feiertagsseiten, in die Grundierung geritzte Umrisse, mit denen die
Heiligendarstellungen von den vergoldeten Damasthintergründen abgegrenzt wurden.
Es sind nur knapp angedeutete Figurenumrisse.
Die Unterzeichnung dient den zu malenden Landschaften, Architekturen und
figürlichen Darstellungen. Sie liegen auf der noch nicht präparierten
Grundierung. Nach Cennini (Kap. 30) und Vasari (Rez. Nr. 386) wurde die
Komposition mit Kohle direkt auf der Grundierung entworfen. Dazu empfiehlt
Cennini im Kap. 30: "Im Falle, dass beim ersten Hinwurf die Verhältnisse deiner
Darstellung oder Figur nicht stimmen, so stäube und wische die Kohle mit einer
Hennen- oder Gänsefeder wieder weg und die Zeichnung wird verschwinden. Dann
fange wieder von vorne an ....... (52). Danach empfiehlt er, mit Pinsel und
Wasserfarbe den Entwurf nachzuziehen.
Auf der Predellarückseite eines spätgotischen Flügelaltärchens, in der
Pfarrkirche Ruggell (FL) haben sich mit Kohle direkt auf das Holz gezeichnete
Blattranken erhalten. Sie entsprechen den nur noch in kleinsten Fragmenten
erhaltenen, grün gemalten Blattranken, die diese Kohlezeichnung überdecken.
Direkt auf Holz ausgeführten Kohlezeichnungen konnten wir an Bündner Altären
allerdings nicht beobachten. Sie sind leider schwer auszumachen, weil die
Zeichnung jeweils von der Grundierung und Malerei überdeckt ist. Skizzen
hingegen, die direkt auf der Grundierung liegen und von der Malerei überdeckt
sind, liessen sich mittels Infrarotaufnahmen sichtbar machen (53).
Solche Unterzeichnungen lassen sich manchmal schwach mit blossen Augen erkennen,
wenn zum Beispiel bei Inkarnaten das Bleiweiss mit dem Bindemittel altersbedingt
verseift und daher transparent geworden ist. Detailreich, mit schwarz
schraffierten Schatten, zeichneten Bernhard Striegel an dem Altärchen von
Obersaxen und Yvo Striegel am Hochaltar von Degen, ihre Bildkompositionen mit
dem Pinsel auf die Kreidegrundierung. Besonders ausgeprägt sind die stark
schraffiertenSchattenmodellierungenan den Flügelbildern des Churwaldner
Luziusaltar, wahrscheinlich von Yvo Striegel gemalt.
Die untersuchten Tafelbilder von Jürg Kändel (Tinizong, Acla, Vigogn und Brigels
(?) zeigen alle lockere und auf das knappste bemessene aber sehr gekonnte, mit
dem Pinsel schwarz gezeichnete Skizzen. Genau das Gegenteil ist an den
Tafelbildern von Latsch und Tomils zu beobachten, die vom Meister H.H.
geschaffen wurden. Er zeichnete mit breiten, schwarzen Pinselstrichen
detailreich auf die Grundierung Gewandfalten, Hände und Arme und schattierte
diese mit Schraffuren. Doch zuvor ritzte er die Silhouetten der Gewänder,
Kreuzstäbe und andere gradlinigen Motive tief, direkt in das Holz. Solche
Ritzungen setzen allerdings gereifte, auf den Holztafeln ausgeführte
Kompositionsskizzen voraus. Der Grund für diese ungewöhnliche
Orientierungshilfe dürfte die äusserst pastose Malweise des Meisters H.H. sein,
denn an der Kohlenzeichnung hätte er sich nicht mehr orientieren können.
Malvorgang
Auf die mit der Zeichnung versehene Grundierung folgte nun die Präparierung des
Malgrundes. Diese verhindert, dass der nachfolgenden Malerei von der Grundierung
das Bindemittel zu stark entzogen wird. Zudem lässt sich auf der präparierten
Oberfläche die Malfarbe fliessender auftragen und verteilen. Cennini empfahl
hierzu im Kap. 90, Leim zu verwenden. Im Tegernseer Manuskript wird empfohlen,
die Bildtafeln vor dem Malen mit Öl zu tränken und den vergoldeten Teil
auszusparen (54). An den spätgotischen Altären Graubündens dürfte die letzte der
beiden Varianten, die der süddeutschen Tradition entspricht, vorkommen.
Wie üblich sind auch bei den Bündner Altäre die dem Betrachter zugewandten
Bilder und die Predella reicher gestaltet. Sie wurden in der damals modernen und
anspruchsvollen Mischtechnik ausgeführt; so die Untermalungen, Lokaltöne und
Halblichter mit Öl- oder einer fetten Temperamalerei; feine Linien, und
Coiffuren mit einer mageren Tempera oder einer Leimfarbe. Zudem zieren diese
Bildseiten jeweils reiche Goldhintergründe, mit vergoldeten Pressbrokaten
versehene Gewänder, vergoldete Nimben und Gefässe mit Schwarzlotzeichnungen und
nicht selten aussergewöhnliche Applikationen.
Die Werktagsseiten der Flügel und die Schreinrückseiten sind in der Regel
schlichter gestaltet und meistens nur von Gesellen ausgeführt worden. Während
die Feiertagsseiten alle qualitativ gekonnt gemalt sind und effektvolle
Modellierungen aufweisen, finden sich an den Werktags- und den Schreinrückseiten
oft Schattenmodellierungen, die ein mit dem Pinsel aufgesetztes Netz von
graphischen Linien und Schraffuren aufweisen. Oft sind diese Bereiche nur mit
Leimfarbe oder einer mageren Tempera ausgeführt worden, ein Vorgehen, das der
jeweils angewandten Schraffurtechnik entgegenkommt. Ein typisches Beispiel
findet sich an den Schreinrückseiten und an den Flügeln der Werktagsseiten des
Churwaldner Hochaltares. Dort wurde nach dem Zeichnen die Grundierung nicht
präpariert, sondern die Leimfarbe direkt flächig, ohne jegliche Modellierung, in
die mit der Zeichnung vorgegebenen Bereiche aufgetragen. Die Lokaltöne der
Gewänder sind Blau (Azurit), Hellgrau (Bleiweiss und Pflanzenschwarz) und Weiss
(Bleiweiss). Nur an Gewändern mit rotem Ocker konnten wir aufgesetzte Lichter
mit Zinnober beobachten, die zudem eindeutig mit Tempera gemalt sind. Die
Gesichter zeigen, ausser bei Petrus, keinen Inkarnatston, nur das Weiss des
Kreidegrundes, das Rot für die Wangen und den Mund. Abschliessend folgten für
die Gewänder, Gesichter und Hände die schwarzen Kontur- und Binnenzeichnungen
und Schraffuren. Die künstlerische und technische Qualität entspricht nicht den
Flügelbildern der Feiertagsseite.
Der eigentliche Malvorgang soll im folgenden am Tomilser Altar des Meisters H.H.
und dem Tinzener Altar des J. Kändel geschildert werden. Beide schufen für
mehrere Altäre Graubündens herrliche Tafelbilder, die von ihnen teilweise
signiert und datiert sind. Beide waren Maler, die zwar rein formal dem typischen
traditionellen Malvorgehen folgten, aber in Bezug der kaligraphischen
Ausdrucksmittel grundsätzlich eigene Wege gingen. Der Meister H.H. zeichnet sich
als Maler mit seiner äusserst virtuosen und pastosen Malweise aus, was deutlich
bei seinen Frühwerken in Lantsch und Tomils zum Ausdruck kommt. Interessant ist
auch seine Entwicklung an den späteren in Graubünden ausgeführten Werke
verfolgen zu können. An beiden Altären hat er überzeugend seine Ideen als Maler
durchgesetzt. Meist zieren Reliefs die Feiertagsseiten der Flügel und Predellen,
die Tafelmalereien beschränken sich auf die Werktags- und Schreinrückseiten. Am
Lantscher Altar zieren Tafelbilder beide Flügelseiten und an der
Predellavorderseite anstelle von Reliefs, gemalte Masswerke, in dessen Mitte ein
mit Minuskeln beschriftetes Pergamentblatt vorgesetzt ist. Am Tomilser Altar
zeigen zwar die Feiertagsseiten der Flügel Reliefs. Hier hatte aber H.H. die
Sockel und die anschliessenden Bereiche der Hintergründe zu den Reliefs nicht
wie üblich wuggeln lassen, sondern in einen Teppich mit gemalten Blumen und
Erdbeeren verwandelt. Auf der mittleren Tafel der Schreinrückwand,
des Tomilser Hochaltars, malte H.H. die Heiligendarstellungen direkt auf die
unpräparierte Grundierung. Doch vorerst zeichnete er mit bis zu 6 mm breiten
schwarzen Pinselstrichen die Gewänder der Figuren mit spährlich schraffierten
Schatten, mit 3 bis 4 mm breiten Strichen die Gesichter und Hände. Es sind keine
skizzenhafte Zeichnungen, sondern klare langgezogene Linien, wie sie nur
entstehen können, wenn man eine bereits bestehende Skizze auf der Tafel mit
Farbe und Pinsel nachziehen muss. In die gezeichneten Gewandbereiche legte er
flächig, deckend ohne Modellierung die Lokaltöne an. Die auf dem Lokalton der
Gewänder knapp angedeuteten Schatten ergaben sich durch wiederholtem Auftrag mit
derselben Farbe. Abschliessend wiederholte er auf dem Lokalton, die auf der
Grundierung gegebene Unterzeichnung. Die gesamte Formgebung der
Gewänder besteht somit nur aus der graphisch aufgesetzten, schwarzen Kontur- und Binnenzeichnung. Es gab keine Schraffuren für Schatten, keine Lichter ausser am
weissen Umhang der hl. Elisabeth. Mit wenigen grauen geschickt plazierten
Schattenlasuren und vereinzelt aufgesetzten weissen Lichtern verstand es H.H.
diesem Umhang die nötige Modellierung zu geben. Für die mit Azurit (Blau), rotem
und gelben Ocker gemalten Gewänder benutzte er Glutinleim als Bindemittel, für
Pflanzenschwarz, Bleiweiss und die grünen Gewänder (Kupferpigment+Bleizinngelb),
wie auch für die schwarzen Kontur- und Binnenzeichnung diente eine magere
Tempera. Nur an den Gesichtern malte er auf den Lokalton Lichter und
Schattenlasuren, fein gezeichnete Augenbrauen, seine typischen Schmollmündchen
und das Wangenrot. Die Hände erhielten zu den Schattenlasuren feine Konturen
mit Schwarz und die Haare vereinzelt dunkelbraune Linien als Coiffuren. Alle
für die Inkarnate und Haare benutzten Pigmente wurden mit einer mittelfetten
Tempera gebunden.
Anspruchsvoller ging er an den Flügelbildern und der Predella vor. Für die
Gesichter und Gewänder der Heiligendarstellungen skizzierte er nun viel
differenzierter. Er begnügte sich nicht mehr mit der Kontur- und
Binnenzeichnung, sondern schattierte mit schwarzen Schraffuren die Köpfe und die
Faltentiefen der Gewänder. Die Grundierung liess er präparieren und danach die
weissen, roten und grünen mit einer fetten Tempera gebundenen Lokaltöne an den
vorgesehenen Stellen auftragen. Weil die fette Tempera mit grossen Anteilen an
Öl und Harz, aber auch durch den bewusst etwas dünnen Auftrag transparent wirkt,
blieben die kräftigen Unterzeichnungen schwach sichtbar. Diese nutzte er
geschickt bei der Gestaltung der Schatten, legte fein auslaufende
Schattenlasuren und setzte präzise über den Lokalton sehr pastose Lichter.
Binnenzeichnungen malte er für Gewänder nicht mehr. Nur Abgrenzungen von
Gewandsäumen zog er, je nach Umfeld, bei weissen Gewänder dunkelgrau oder weiss,
bei grünen und roten Gewänder mit gelb nach. Für grüne Gewänder benutzte er
Kupferpigmente, die er, wo Lichter zu malen sind, mit Bleizinngelb aufhellte.
Die stärksten Lichter malte er jeweils nur mit Bleizinngelb. Darüber folgten
partielle Schattenlasuren und abschliessend, um die harten Kontraste der Lichter
zu dämpfen eine feine Schlusslasur, mit dem sogenannten Kupferresinat
(55). Für
rote Gewänder benutzte er zwei Varianten. Beim Beispiel des Hl. Lucius legte er
den Lokalton mit rotem Ocker an, setzte Lichter mit Zinnober und schattierte
lasierend mit rotem Farblack. Die Schatten verstärkte er durch wiederholen des
Farblackauftrages und für die stärksten Drucker mischte er Schwarz hinzu. Für
die zweite Variante benutzte er roten Farblack. Weil diese Lasurfarbe eine
nahezu vollkommene Transparenz ermöglicht, wirken die durchscheinenden
kräftigen, schwarzen Unterzeichnungen als Schatten optisch mit. Als Licht dient
für diese Variante das Weiss der Grundierung und teilweise aufgesetzte
Ausmischungen von rotem Farblack mit Weiss. Als
Schattenmodellierung dient ein wiederholter roter Farblackauftrag, dem bei
Bedarf Schwarz hinzugemischt wurde. Weisse Gewänder schattierte er mit Grau
unter Nutzung der schwarzen Unterzeichnungen und setzte Lichter mit Bleiweiss.
Gelbe Gewänder legte er mit Ocker als Lokalton an, setzte darüber mit
Bleizinngelb Lichter, denen in einer ersten Stufe Ocker hinzugemischt wurde. Für
die stärksten Lichter nutzte er reines Bleizinngelb. Nur an der Predella malte
er blaue Gewänder, hier mit Ultramarin (Lapislazuli), die malerische Schatten
und Lichter erhielten. Hierzu legte er vorerst eine graue Untermalung (die
Veneda) an, darüber den Lokaton mit Ultramarin, dem er für Lichter Bleiweiss
hinzumischte.
Mit der als Bindemittel verwendeten mittelfetten bis fetten Tempera, liessen
sich die Inkarnate viel ausdrucksvoller und gepflegter darstellen, als mit
Leimfarbe oder einer mageren Tempera. Dazu liess er sich einen hellen, rötlichen
Farbton mischen aus Bleiweiss, mit wenig gelbem und rotem Ocker und sehr wenig
Pflanzenschwarz, den er flächig und pastos ohne jede Schattierung aufgetragen
hatte. Die Schatten bei den Augenhöhlen, Nasenflügeln, Ohren, am Kinn und Hals
malte er mit feinen braunen Lasuren, die er teilweise mit leicht strichelndem
Auftrag noch verstärkte. Sehr dick setzte er nun die Lichter mit dem
aufgehellten Inkarnatston, wobei er die hellsten Lichtreflexe im Stirn- und
Mundbereich, um Augenhöhlen, auf Nasenrücken und Kinn mit fast purem Weiss
verstärkte. Ebenfalls vorerst lasierend verteilte er Lichter, das Wangenrot und
verstärkte dieses partiell mit strichelnden Ergänzungen. Die Lippen zog er mit
Zinnober nach und mit demselben Rot - aber mit Weiss aufgehellt - setzte er die
Lichter. Abschliessend wurden die dunkelbraunen Binnenzeichnungen für die
Wimpern, am Mund, um die Augen und Augenlider und am Kinn gezogen. Ebenso ging
er bei den Haaren vor, die er vorwiegend mit gelbem Dunkelocker und bei
entsprechenden Darstellungen mit einem hellgrauen Lokalton flächig
aufgestrichen hatte. Die Coiffuren stellte er, in Schattenbereichen mit einer
braunen Lasur und in die Gesichtsfläche übergehend mit feinen einzeln
aufgesetzten Strichen dar. Für die Lichter der Haare benutzte er Bleizinngelb.
Deutlich erkennt man jeweils in die Grundierung geritzte Markierungen, welche
die Umrisse der Haare von den vergoldeten Nimben abtrennen. An den Tafel- und
Predellabildern, finden sich geritzte Zirkelschläge, Ritzungen und stark pastos
sich abhebende Farbaufträge, die nicht identisch sind mit den sichtbaren
Malereien. Es sind im Streiflicht deutlich erkennbare andere Darstellungen. Der
Meister H.H. hatte hier offensichtlich bereits gemalte Darstellungen mit
anderen Heiligen übermalt.
Die von Jürg Kändel in Tinizong gemalten Schreinrückwandbilder sind vorwiegend
mit einer mageren Tempera gemalt. Mit gelber Leimfarbe hingegen wurde der
hellgelbe Lokalton für die Himmelszone angelegt und darauf mit rotem Ocker die
Seligen und Engelscharen skizzierend dargestellt. Gleiches gilt für
die Wolken, die mit grauen Lasuren und weissem Licht knapp modelliert sind. Die
eigentlichen Schatten erfolgten mit aufgesetzter, dunkelgrauer Leimfarbe, die
grafisch Linie neben Linie, parallel nebeneinander gelegt wurden. Für die
Gewänder der grossfigurigen Darstellungen benutzt er, wie bei den Flügelbildern,
eine mittelfette Tempera, auf denen er mit Öl-Harz gebundenen Lasuren
schattierte. Weil Jürg Kändel sämtliche Darstellungen an diesem Altar, auch die
Schreinrückseite, weitgehend selber malte, gibt es an diesen Malereien keine
künstlerischen Einbussen. Dies wird besonders deutlich, wenn man die
surrealistischen Szenen der Vorhölle eingehend betrachtet, die an Grünewald
oder M. Schaffner (Pullendorfer Weltgericht) erinnern. An diesen Szenen hatte
Kändel die Figuren und surrealen teuflischen Wesen bis ins kleinste Detail
herausgearbeitet und sein grosses Können als Maler bewiesen. An
allen andern Bündner Altären des Jürg Kändel (Acla, Brigels, Mompé Medel, Sagogn,
Vigogn und wahrscheinlich auch Sedrun) zeigen die Bilder der Schreinrückwand
eindeutige Werkstattarbeit, so teilweise auch die Flügelbilder.
An den Flügel- und Standflügelbilder präsentiert J. Kändel die typisch
traditionelle spätgotische Malschichtabfolge wie sie die Meister H.H: Yvo und
Bernhard Striegel pflegten. Er zeichnete allerdings nicht detailreich wie die
genannten Maler, sondern skizzierte nur knapp die Umrisse der Darstellungen mit
Schwarz auf die noch nicht präparierte Grundierun. So spontan wie
er zeichnete, malte er auch und dies nicht nur mit dem Pinsel. Aufgetragene Ölfarben verteilte er oft mit den Fingern. Als Lokaltöne nutzte er
für grüne Gewänder Kupferpigmente, die er für Lichter mit Bleizinngelb
aufhellte. Abschliessend wurde das so modellierte, vorbereitete Gewand mit
Kupferresinatlasuren zurückgedämpft. Für rote Gewänder setzte er, wie zum
Beispiel am rechten Standflügel, für das Unterkleid der Dorothea, leuchtend
starken Zinnober ein und schattierte wiederholt in schraffierendem Auftrag mit
rotem Farblack. Die tiefsten Schatten erfolgten mit dem roten Farblackgemisch
und Pflanzenschwarz. Lichter setzte er an diesem Gewand keine. Das rote
Obergewand der Hl. Agatha, am rechten Standflügel, malte er hingegen mit
herrlich leuchtend rotem Farblack. Als Licht nutzte er das Weiss der Grundierung
und steigerte dies formbetonend mit aufschraffiertem Weiss, das er mit dünnst
aufgetragenen roten Farblacklasuren zurückdämpfte. Weil er auf der präparierten
Grundierung nur knapp angedeutete Umriss- und Binnenzeichnungen ausführte,
fehlte ihm diese als Hilfe der Schattierung. Deshalb musste er sie während dem
Malprozess mit malerischen Mitteln erarbeiten, mit Mischungen aus rotem Farblack
und Pflanzenschwarz. Weisse Gewänder, wie zum Beispiel das Unterkleid der
Apollonia am linken Standflügel und dem Kleid des Kindes bei der Dorothea, am
rechten Standflügel, zeigen einen Lokalton aus Bleiweiss, der mit rotem Farblack
schattiert worden ist. Kändel hatte die Gewänder mit gemalten schwarzen,
weissen und gelben Gewandsäumen umrandet. Teilweise sind sie floriert oder
zeigen Zierbuchstaben. Grosse Qualität bezeugen die gemalten Köpfe des J. Kändel,
die portraithafte feinfühlige Charakterköpfe sind. Sie sind von fliessend
welligem und gelocktem Haar umgeben. Die Gesichter sind nicht schemenhaft mit
stark betonten Binnenzeichnugen gestaltet. Er malte weiche und fliessende
Schattenübergänge mit weissen Lichtern (Inkarnatston mit Bleiweiss aufgehellt)
und feinen Schattenlasuren aus Zinnober dem teilweise Pflanzenschwarz
beigemischt wurde. Der lokale Inkarnatston ist mit mittelfetter Tempera und
seine Schattenlasuren mit sehr fetter Tempera und Harz-/Ölmischungen gebunden,
die den Farben einen eigenen tiefen Ton verleihen. An die grossen italienischen
Renaissancemaler erinnert die Art wie die Haare gemalt sind. Mit braunen Lasuren
sind die Schatten der Haarlocken vertieft und die Lichter der Coiffuren mit
Bleizinngelb gehöht. Es gelang Jürg Kändel mit den beiden
Passionsbilder nicht nur äusserst ergreifende und dramatische Szenen
darzustellen, sondern auch sein grosses Können zu beweisen und die
Farbkombinationen harmonisch einzusetzen. Die Malereien des Tinizonger Altares
dürfen als die eindrücklichsten und qualitätvollsten der spätgotischen
Tafelbilder Graubündens gelten. Umsomehr erstaunt es, dass die Tafelbilder der
anderen Bündner Altäre des J. Kändel nicht mehr die Qualität der Malerei von
Tinizong aufweisen.
Die Fassungen
Die Retabel zeigen ein mehr oder weniger einheitliches Fassungskonzept. So
zieren an den Schreinhintergründen damastierte Goldvorhänge mit rot und grün
gelüstertem Saum. Die Schreinwangen sind rot gefasst mit Zinnoberuntermalungen
und darüberliegenden dünnen Lasuren aus rotem Farblack. Am Degener Striegel
Altärchen liegt der rote Farblack, ohne Zinnoberuntermalung, direkt auf der
Grundierung der Schreinwangen. Oft finden sich auf der Zinnoberfassung mit
rotem Farblack gemalte Brokatmuster, deren Motive mit denen im
Schreinhintergrund übereinstimmen, wie zum Beispiel am Churwaldner Hochaltar.
Ein weiteres Beispiel an gemalten Brokatmuster findet sich am Striegel
Altärchen in Meierhof / Obersaxen. Es zeigt dieselben Motive, auch am
Goldhintergrund im Schrein und den Flügeln (Feiertagsseiten). Sie wurden
mittels Lochpause übertragen, was auch am Churwaldner Hochaltar zu erkennen
ist. Einheitlich mit Azurit gefasst sind die Baldachinuntersichten im Schrein
und Gesprenge und oft auch die Flügelhintergründe. Eine Ausnahme bildet der
Salufer Altar, dessen Baldachin im Schrein nicht Blau, sondern vergoldet ist.
Die Fassung der Flügel- und Schreinrahmen zeigt rote Platten (Zinnober) mit
musierten, sich wiederholenden Gold- und Silberornamente, blauen Kehlprofilen (Azurit)
über grauer Veneda und Goldstreifen. Das Azurit wurde an den Bündner Altären
vorwiegend über dunkelgrauer Venedauntermalung zweilagig gemalt: unten das
feingemahlte hellblaue Azurit und darüber teures grobgemahlenes dunkelblaues
Azurit. Von Retabel zu Retabel unterschiedlich gefasst sind die Gesprengeteile.
Am Churwaldner Hochaltar sind die Fialen und Türmchen hellblau bemalt (leimgebundene
Kreide und Azurit). Zinnoberrot hingegen sind wie üblich, die Verdachungen und
die äusseren Profilansichten. Die Krabben, Kreuzblumen und Profilstäbe sind
vergoldet und die Kehlen der Profile jeweils mit Azurit bemalt. Roten Farblack,
dünn direkt auf die leimgebundene Kreidegrundierung gemalt, zeigen die Fialen
des Degener Altärchens von Yvo Striegel. An den Retabeln des Jürg Kändel sind
diese Gesprengeteile, wie auch die Rahmen der Standflügel und äusseren
Schreinwangen marmoriert; diese Variante ist die auch am Luziusaltar von
Churwalden zu beobachten. Die Bindemittel variieren entsprechend den
verwendeten Farben. Der Zinnober und die Farben für die Marmorierungen sind mit
einer mageren Tempera gebunden. Leim diente für den roten Farblack, das Azurit,
die Gemische Kreide mit Azurit und Kreide mit Pflanzenschwarz (Churer
Hochaltar). Vor dem Fassen erhielten alle diese Retabelteile eine leimgebundene
Kreidegrundierung.
Die Fassungen der Schreinskulpturen und Flügelreliefs sind reicher gestaltet und
mit kostbarerem Material ausgestattet als die Gesprengeskulpturen. Zudem sind
besonders die spätgotischen Skulpturenfassungen stark dem Wandel der
Stilentwicklung unterworfen. Deshalb zeigen die Skulpturen, Reliefs und Gemälde,
die um 1510 entstanden sind, deutliche die Einflüsse der Renaissance, besonders
die Retabelausstattungen des Jürg Kändel. Der Churwaldner Hochaltar als frühes
Beispiel (1477) zeigt noch zu den obligaten vergoldeten Obergewänder kunstvoll
gestaltete Pressbrokate an Unterkleider und Mitren, deren Motive ölvergoldet
und rot und grün gelüstert sind. Als Sparmassnahme zu betrachten ist die
Fassungsart der im Gesprenge plazierten Hl. Maria und Hl. Johannes. Deren
Obergewänder zeigen Goldlacklasuren auf versilbertem Untergrund. Das Silber liegt hier ohne Poliment direkt auf der weissen
Grundierung.
Erstaunlich reich gestaltet sind die Ausstattung des Schreines und die Flügel
der Feiertagsseite, des 1492 von Jakob Russ geschaffenen Churer Hochaltars. Kein
Altar in Graubünden zeigt so grossflächig erhaltene Pressbrokate. Im Schrein und
an den Flügeln der Feiertagsseiten zieren geschnitzte von Engeln getragene
Vorhänge mit aufgeklebten, in Zinnfolien gepresste Brokatmuster, die
ölvergoldet und deren rapportierendes Muster mit Zinnober ausgemalt sind. Die
Schreinskulpturen, die Hl. Maria, Hl. Emerita und Hl. Ursula, tragen
Unterkleider, die mit den gleichen vergoldeten Pressbrokaten verziert sind, das
Muster aber mit hellblauem Azurit nachgezogen ist. Dort wo sich das Muster
schwarz vom Gold absetzte, hat sich die Malschicht, die Azurit und roter
Farblack enthält, verändert. Bescheiden sind die Anteile solcher Zierden an den
Skulpturen im Gesprenge in Form von einzelnen zurecht geschnittenen
Zentralmotiven. Die blauen, violetten und grünen Gewänder werden durch
aufgeklebte, vergoldete Punkte und Rosetten aus Papier verziert. An den
Schreinskulpturen und den Flügelreliefs des Salufer Altares von Weckmann,
finden sich zurückhaltend verwendete Pressbrokate, aber auch eine erstaunliche
Parallele zum Hochaltar der Kathedrale in Chur. Am Unterkleid, der
qualitätvollen Schreinmadonna, sind applizierte vergoldete Pressbrokate
erhalten, die identisch sind mit den Motiven der Hl. Maria, Emerita und Ursula
am Hochaltar der Kathedrale Chur. Wie in Chur verzieren aus Brokatblättern
herausgeschnittene zentrale Blütenmotive die Gewänder der Hl. Barbara und
Katharina. Sie sind umgeben von vergoldeten Papierpunkten. Gleiches ist an den
Flügelreliefs Hl. Margarethe und dem Richter zu beobachten.
Yvo Striegel fügte sich beim Fassen der Skulpturen und Reliefs, noch ganz der
Tradition des 15. Jahrhunderts. Die Obergewänder sind polimentvergoldet und
zeigen das mit Azurit bemalte Futter. Dieser Tradition entsprechend liess er
die Unterkleider im Wechsel mit Kupfergrün und rotem Farblack fassen und klebte
auf diese Gewandteile zurückhaltend Teilausschnitte von Pressbrokatstreifen
auf, zum Beispiel am Degener Hochaltar und am Retabel von Meierhof / Obersaxen.
Allerdings weisen seine Spätwerke des frühen 16. Jahrhunderts, zum Beispiel die
Skulpturen von San Vittore an Gewandsäumen aufgemalte florale Muster,
Kreuzbogenabfolgen, aber auch Punzierungen und Trassierungen auf.
Konsequenter hat Jürg Kändel die neuen Einflüsse der Renaissance übernommen.
Deutlich lässt sich dies an den Skulpturen und Reliefs seiner Altäre erkennen.
So verwendet er grundsätzlich keine Pressbrokate; roten Lüster über Silber
setzte er nur noch sporadisch ein, zum Beispiel an den Retabeln von Mompé Medel
und Sevgein (heute Schweizerisches Landesmuseum in Zürich). Dafür sind nicht
nur, wie üblich, die Obergewänder seiner Skulpturen und Reliefs mit
Polimentvergoldung versehen, sondern auch deren Unterkleider. Das Futter für
die Obergewänder liess er traditionsgemäss mit Azurit fassen, die Umschläge der
Unterkleider vorwiegend mit rotem Farblack. Selten ist die Farbverteilung
umgekehrt. Um die oft sich tangierenden vergoldeten Gewandteile optisch
voneinander trennen zu können, dekorierte er die Gewandsäume mit leimgebundenen
floralen Motiven. Leider lassen sich diese kostbar gestalteten Gewandsäume an
seinen Skulpturen nur noch spärlich nachweisen. Sie sind beim unsachgemässen
Reinigen durch Sakristane und leider auch durch Restauratoren zerstört worden.
In der gleichen Art sind auch die Fassungen der Skulpturen und Reliefs des 1511
geschaffenen Luziusaltars von Churwalden und die Flügelreliefs eines nicht mehr
vorhandenen gotischen Retabels im Klostermuseum von Müstair behandelt worden.
Obergewand und Unterkleid der Darstellungen sind am Luziusaltar vergoldet, das
Futter der männlichen Darstellungen einheitlich mit Azurit und das der
weiblichen mit rotem Farblack gefasst. Die Gewänder der Reliefs von Müstair "Die
Begegnung Elisabeth mit Maria" und "Die Verkündigung" sind ebenfalls vergoldet,
die Gewandfutter mit Azurit gefasst und die Säume aller Gewänder mit floralen
Mustern in Sgraffitotechnik dekoriert.
Die grösste Aufmerksamkeit galt den Inkarnaten, die besonders kunstvoll gemalt
und wie Gemälde behandelt wurden. Zeichnungen erübrigten sich durch die
plastische Formgebung. Nur selten zeigen die geschnitzten und grundierten
Gesichtsoberflächen in die Grundierung geschnittene Falten an Stirn,
Augenwinkel und Augenlider wie zum Beispiel die Skulpturen der Ulmer Schule am
Churwaldner Hochaltar und am Degener Striegel Altärchen.
Zum Fassen wurde die Grundierung zuerst mit einer stark verdünnten Leimlösche
präpariert.
Beim Auftrag der Inkarnatsfarbe fällt auf, dass im letzten Viertel des 15.
Jahrhunderts die Farbe pastos gestrichen oder aufgestupft wurde. Diese
Verarbeitung setzt magere bis mittelfette Farben voraus. Hingegen bei
Inkarnatsfassungen des frühen 16. Jahrhunderts sind die Farben vorwiegend fein
schmelzend und transparent aufgetragen. Dies weist auf die Verarbeitung einer
fetten öl- und harzhaltigen Temperafarbe hin.
Bei den Bündner Altären fällt auf, dass nur die Churwaldener Schreinfiguren und
die beiden Schmerzensmann-Darstellungen, die typisch helle, fast weisse
Inkarnatsfarbe der Ulmer Schule aufweist, wie zum Beispiel am Blaubeurer Altar
von Michael Erhart. Die Inkarnate der Weckmann-Skulpturen in Alvaneu, Domat-Ems
und Saluf zeigen einen relativ hellen Ton, er ist aber im Vergleich zur Ulmer
Schule deutlich rötlicher. Noch dunkler mit Rot eingefärbt präsentieren sich
die Inkarnate der Skulpturen des Altares des Meisters H.H. und des Jürg Kändel.
An den Skulpturen von Yvo Striegel finden wir hingegen ähnlich helle Lokaltöne,
wie sie an den Skulpturen von Weckmann zu beobachten sind. Zudem sind Details
wie Augen-, Stirnfalten und Haar fein aufgemalt.
Bei den Skulpturen des Churwaldner Hochaltars ist der farbliche Aufbau der
Inkarnate relativ einfach. Die Ausdruckskraft entsteht durch das harmonische
Zusammenspiel der Farbfassung mit den in die Grundierung gravierten und
geschnittenen Lidern, Augen- und Stirnfalten. In die Grundierung geschnittene
Falten farblich zu betonen, erübrigte sich teilweise, ohne an
Realitätsvorstellung einzubüssen. So wurden bei den weiblichen Darstellungen,
auf dem pastos aufgetragenen Lokalton des Inkarnates, nur die Übergänge vom
geschnitzten Haar auf die Stirne auslaufend gemalt. Eine enorme
Qualitätssteigerung erhielten zum Beispiel die Gesichter des Hl. Luzius und
Augustinus mit dem etwas dunkleren Inkarnatston als bei den weiblichen
Skulpturen. Die in die Grundierung geschnittenen Falten sind mit dünnen roten
Lasuren schattiert und bei den Augenwinkeln, der Stirn und unter den Augenhöhlen
wurden feine Fältchen aufgemalt. Auf dem feinst verfliessenden Wangenrot malte
man Warzen, die Augenwinkel sind mit Zinnober betont. Mit kurzen, grauen
Strichen sind die Wimpern, Bart - und Schnauzhaare aufgemalt, mit vereinzelt
stark plastisch aufgesetzten Lichter die weissen Haare, die beim Luzius in die
rot gemalten Lippen auslaufen. Der Stoppelbart des Augustinus ist raffiniert mit
grauen und weissen Punkten dargestellt. Sorgfältig setzte der Maler die
hellbraunen Augäpfel und dunklen Pupillen mit seitlichen Lichter.
Besonders ausdrucksstark und kunstvoll dargestellt ist die Fassung des grossen
Schmerzensmannes, der heute vor dem Marienaltar im nördlichen Seitenschiff
steht. Am ganzen Körper verteilt finden sich, wie geordnete Ornamente, blutende
Geisselwunden. Das erstarrte Blut malte man mit rotem Farblack, das frisch aus
den Wunden fliessende mit Zinnober. Mit aufgestupftem Azurit stellte man die
mit Blut unterlaufenen Stellen dar. Vor dem Auftrag des Lokaltones für das
Inkarnat untermalte man mit Azurit die mit Kreidegrund, in Pastigliatechnik
aufmodellierten Blutadern. Zudem diente das Azurit für die Schattenbereiche um
die Augenhöhlen. Der gleiche Aufbau zeigt die Fassung des Gekreuzigten in der
Marienkapelle dieser Kirche. Durch drei in die Brustwunde eingesetzten und
bemalten Drähte, die das aus der Wunde spritzende Blut darstellen, wird eine
abstrakte Realitätssteigerung erreicht. Zudem zeigt der Kruzifixus für die Kopf-
und Brusthaare einen dunkelbraunen Lokalton auf den Tierhaare aufgeklebt wurden.
Die relativ stark rötlichen Inkarnate der Skulpturen und Reliefs des Lantscher-
und Tomilser Retabels zeigen besonders malerisch gestaltete Gesichter. Feinste
braune Stirn-, Bart- und Wimpernhaare zeichnete der Meister H.H. in die
Gesichter und setzte daneben helle vom Licht erfasste Haare. Mit rotem Ocker
malte er Stirn-, Augen- und Mundfalten, schattierte damit schwach die Augenlider
und die Bereiche um die Augenhöhlen. Den Zinnoberroten Mund modellierte der
Maler mit aufgesetzten hellroten Lichtern und zog die Lippen mit einem
dunkelroten Strich nach.
Die von Yvo Striegel gemalten Gesichter zeigen zu den oft feinst aufgemalten
Stirn- und Augenfalten, eine kontrastreichere Modellierung. Diese ergab sich
durch den relativ hellen Inkarnatston, auf dem sich mehr Abstufungen von
Schattenlasuren für Augenhöhlen anbringen liessen.
An Retabeln vorgefundene Signaturen, Daten und Meisterzeichen
Objekt: Daten: Signaturen / Meisterzeichen:
Churwalden:
Katholische Pfarrkirche, Hochaltar 1477, an Schreinrückwand.
Lantsch:
Alte Pfarrkirche, Hochaltar 1479, an der Predella H.H. unterhalb der
Predellainschrift
Disentis:
Altes Beinhaus bei der katholische Pfarrkirche, Hochaltar 1489, am
Schreinsockel Yvo Striegel von Memmingen, am Schreinsockel
Tomils:
Katholische Pfarrkirche, Hochaltar 1490, am mittleren Schreinsockel H.H. am
mittleren Schreinsockel
Chur:
Kathedrale, Hochaltar 1492, Schreinpotest und mit Rötel geschrieben auf dem
Gesprengepodest Meisterzeichen von Jakob Russ bei der Datumsinschrift
und mit Rötel gezeichnet auf dem Gesprenge-Podest.
Domat-Ems:
Ehemalige Pfarrkirche, Hochaltar 1504, an der Schreinstufe
Schreinstufe, Meisterzeichen beidseits der Jahreszahl 1504.
Igels-Degen:
Hochaltar 1506, unten am Bild der Schreinrückseite Yvo Striegel mit Beinamen "cognomine"
am Bild unter der Schreinrückseite.
Churwalden:
Katholische Pfarrkirche, Luziusaltar 1511, an den beiden Flügel der
Feiertagsseite
St. Maria im Calanca:
Ehemalige Katholische Pfarrkirche, heute Historisches Museum Basel 1512, im
Mittelfeld der Schreinrückwand Yvo Striegel im Mittelfeld der Schreinrückwand.
Tinizong:
Katholische Pfarrkirche, Hochaltar 1512, am rechten Flügelrahmen der
Werktagsseite, geschrieben auf einen Zettel, der am Baum befestigt ist. Jürg
Kändel von Biberach am rechten Flügelrahmen der Werktagsseite.
Vigons:
Katholische Pfarrkirche, Hochaltar 1516 Predellarückseite Jürg Kändel von
Biberach Predellarückseite
Brigels:
Kapelle St. Martin 1518 an der Schreinstufe und Predellarückseite
Sevgein i.O.:
Ehemals Pfarrkirche, heute Schweizerisches Landesmuseum Zürich Jürg Kändel von
Biberach mit Meisterzeichen
am Rahmen der Schreinrückseite.
Schadensursache und Restaurierungsprobleme
Die Reaktion des Holzes als Träger von Farbfassungen und Malerei auf
Klimaveränderungen ist eines der Hauptprobleme für die Erhaltung von
Tafelmalerei und Skulpturen. Der Zustand spätgotischer Altäre und deren
Ausstattung ist daher von der Situation des Standorts und den Einflüssen der
Umgebung abhängig. Holz reagiert auf Feuchtigkeitsveränderungen: es quillt bei
der Aufnahme von Wasser und schwindet bei dessen Abgabe. Dieser Quell- und
Schwundprozess ist beim Nadelholz aus dem Schrein, Predella, Fialen und
Bildtafeln eines spätgotischen Retabels gefertigt sind, wesentlich stärker als
bei dem für Schnitzarbeiten verwendeten Lindenholz. Zudem sind besonders beim
Nadelholz, die Dimensionsveränderungen im grossporig gewachsenen Bereich des
Früholzes grösser als beim engporigen Spätholz. Deshalb kommt es innerhalb eines
Holzbrettes zu unterschiedlichen Reaktionen auf die Veränderung der
Feuchtigkeit. Die Mal- und Fassungsschichten können den Bewegungen des Holzes
nicht folgen: beim Quellen des Holzes werden sie auseinandergerissen und beim
Schwinden dachförmig aufgestossen. Wiederholtes Quellen und Schwinden führt zum
Verlust der geschädigten Mal- und Fassungsschichten. Bildtafeln, die tangential
aus dem Holzstamm gesägt sind, können sich durch Feuchtigkeitsschwankungen
verwölben.
Langfristig führen auch maltechnische Schwächen zu Problemen, denn sie
begünstigen die Auswirkungen der Klimaverhältnisse. So reagieren zum Beispiel
die verwendeten hygroskopischen Bindemittel ebenfalls auf Klimaveränderungen.
Die Quell- und Schrumpfprozesse verursachen Oberflächenspannungen und dadurch
rollt sich die Malschicht ab oder wird schollenförmig weggerissen.
Der Glutinleim als Bindemittel für Kreidegrund und Poliment versprödet sehr
stark. Somit ist die geschwächte Kreidegrundierung auf klimabedingte
Schrumpfprozesse noch anfälliger. Sie wird leicht vom Träger abgestossen oder in
ihrer Schicht getrennt. Wird die Leimlösche (Präparierung) und das Poliment zu
stark geleimt, entstehen bei entsprechendem Klimawechsel während Schrumpfphasen,
besonders starke Oberflächenspannungen. Dies belegen die regelrecht von der
Grundierung weggerissenen Inkarnate an Engelsköpfen und vergoldeten
Faltenuntersichten an Skulpturen des Churer Hochaltars.
Besonders extreme Schäden entstanden, wo das bewusst schwach gebundene Azurit
oder Kupfergrün übermalt wurde. So zum Beispiel an Skulpturen des Churer
Hochaltars: Hier wurden das Azurit, Kupfergrün und das Violettgemisch aus Azurit
und rotem Farblack mit stärker gebundenen Farbanstrichen übermalt. Diese
übermalten Bereiche zeigen heute schwerste Schäden und grosse Verluste. Hingegen
weisen die nicht übermalten Partien kaum Schäden auf. Beim Churwaldner
Luziusaltar zeigt die Oberfläche des übermalten Azurits am Schulterumhang der
Luzius-Figur breite Schwundrisse.
Die Luftfeuchtigkeit wird durch die jahreszeitlichen Klimaunterschiede,
Wetterwechsel, unsachliche Belüftungspraxis und vorallem durch intensive
Heizungsintervalle beeinflusst. Allein schon die grundsätzlich nach Osten
gerichteten spätgotischen Kirchen tragen bei zur ungünstigen Klimasituation im
Bereich des im Chor stehenden Hochaltars. Die kurzfristige Sonneneinstrahlung
durch das östliche und südöstliche Chorfenster trifft genau auf die Bilder der
Schreinrückwand und die Werktagsseite des linken (südlichen) Altarflügels. Die
durch die Fensterverglasung konzentrierte Sonnenenergie verursacht ein massives
Trockenklima im von den Strahlen erfassten Bildbereich. Wie Brenngläser wirken,
zum Beispiel Butzenscheiben. Durch solche architekturbedingten negativen
Einflüsse entstanden zum Beispiel an den Altären von Churwalden, Domat-Ems,
Lantsch und Tomils besonders verheerende Schäden und Bildverluste. Der
Tinizonger Hochaltar von Jürg Kändel wurde im südwestlich gerichteten Chor der
neuen Kirche des 17. Jahrhunderts plaziert. An dem grossartig gemalten Jüngsten
Gericht liess sich an der Bildfläche aufgrund der erschreckend vielen Schäden
und Verluste der Ablauf der Sonnenwanderung ablesen. Im Winter, wenn die Sonne
besonders tief steht, wurden grosse Bildflächen bestrahlt. Die oberen
Bildbereiche, die nicht von den Sonnenstrahlen erreicht wurden, zeigten bei der
Untersuchung 1966 nur wenige Schäden und keine Verluste. Ein weiterer Schaden
durch Sonneneinwirkung ist die Vergrauung des nicht lichtbeständigen roten
Farblackes, was fast an jedem gotischen Tafelbild zu beobachten ist.
Schwerwiegender erwiesen sich die wärmenden Sonnenstrahlen auf die mit rotem
Farblack in wiederholtem Auftrag deckend gemalten Bereiche. Diese Stellen zeigen
regelmässig Frühschwundrisse. Sie entstehen wenn der obere Farbauftrag schneller
trocknet als der darunterliegende; aber auch wenn die bereits gestrichene
Malschicht von der nächstfolgenden wieder angelöst wird. Werden solche Schichten
von der Sonne bestrahlt, schrumpfen sie mit der Zeit kugelförmig zusammen und
zwar je deckender der Auftrag des Farblacks, umso stärker die Schrumpfungen.
Klimatisch bedingt entsteht auch der Pilzbefall. Pilze brauchen eine
entsprechend hohe Luftfeuchtigkeit um sich entwickeln zu können. Dies setzt
aber nicht in jedem Fall eine im gesamten Raum verteilte hohe Luftfeuchtigkeit
voraus. Günstige Lebensbedingungen für Pilze können auch lokal gegeben sein.
Solche Schwachstellen bietet das spätgotische Retabel bereits selber in
Bereichen wo zu wenig Luftströmung vorkommt. Diese Situation ist gegeben, wenn
der Schrein während der Fastenzeit geschlossen bleibt. Gefährliche Staus ergeben
sich wenn ein Retabel Standflügel aufweist. Ist der Schrein geöffnet, stehen die
Flügelbilder der Werktagsseite sehr nahe bei den Standflügeln. Das Ergebnis ist,
wie zum Beispiel der Tinizonger Hochaltar zeigte, ein starker Pilzbefall an den
Bildern der Werktagsseite und an der Malerei der Standflügel-Vorderseite.
Gleiches war 1990 am Katharinenaltar der Kathedrale Chur zu beobachten. Bei
spätgotischen Seitenaltären ist die Situation ähnlich. Da sie mit zu geringem
Abstand zur Wand aufgestellt sind, zeigen die Schreinrückwände meist einen
intensiven Pilzbefall. Die Wand hinter den Altären ist kalt, weshalb in dem
Zwischenraum eine höhere Luftfeuchtigkeit vorherrscht. Die feuchte Luft wird
aufgrund mangelnder Zirkulation gestaut und bildet daher die ideale
Lebensbedingung für Schimmelpilze.
Erstaunliche Parallelen zum Pilzvorkommen ergaben Untersuchungen des
Wurmbefalls. Anobium punktatum bevorzugt ebenfalls das feuchte Klima, das im
erwähnten Zwischenraum vorherrscht. Der Luziusaltar von Churwalden, der an der
Ostwand im südlichen Seitenschiff der Churer Kathedrale stand, zeigt zum
Beispiel einen enormen Anobienbefall an der Schreinrückwand und am Rahmen des
Schreinbodenbretts. Von hier aus haben die Anobien teilweise Profile im
Gesprenge befallen.
Typisch für die Gegebenheit des Anobienbefalls ist das Bodenbrett der Predella
des Churer Hochaltars, die vor der Restaurierung 1921/26 direkt auf der
steinernen Altartischplatte stand. Die Steinplatte bildete eine Kältebrücke, die
Kondenswasser entstehen liess und so günstige Lebensbedingungen für die Anobien
schuf.
Der starke Anobienbefall am Tomilser Hochaltar weist zwar darauf hin, dass in
dieser Pfarrkirche zeitweise eine hohe Luftfeuchtigkeit vorherrschte. Warum es
zum extremen Befall an den Schreinskulpturen, Flügelbilder und -reliefs kam,
konnten wir nicht ermitteln. Teils war er so stark, dass sich die Skulpturen
kaum anfassen liessen. Unter der Oberfläche war weitgehend nur Frassmehl zu
finden. Schon in den 30-ger Jahren versuchte man die Anobien mit einem schwer
flüchtige Insektizid abzutöten und das Frassmehl mit Glutinleim zu festigen. Der
Glutinleim ist nicht tief in das geschädigte Holz eingedrungen und verursachte
Spannungsrisse. Durch das schwer flüchtende Insektizid wurden Harz-/Öllasuren
angelöst, die stellenweise tränenartig herunterflossen und runzelig
zusammenschrumpften.
Es gilt Retabel, Skulpturen und Tafelbilder durch geeignete
Konservierungsmassnahmen als Ganzes zu erhalten. Dies bedeutet aber nicht eine
allgemeine "Verschönerung" durch Ergänzen und Ersetzen fehlender Partien. Da
jede Konservierung einen Eingriff in die Originalsubstanz des Objekts darstellt,
sind Zustand, Mal- und Fassungstechniken und Schadensursachen genau zu
untersuchen. In die Untersuchung müssen Umfeldbedingungen und Zustand des
Standorts miteinbezogen werden. Denn es ist sinnlos Ausstattungen zu
konservieren und restaurieren, ohne die Schadensherde zu beheben. Wird dies zum
Beispiel aus Spargründen nicht befolgt, entstehen in kurzer Zeit erneute Schäden
und damit auch bedeutende Mehrkosten.
Eine erfolgreiche Konservierung durch schonende Massnahmen ist langfristig nur
gewährleistet, wenn die für den jeweiligen Fall geeigneten Werkstoffe eingesetzt
werden. Auch schon bewährte Klebstoffe, Festigungs- und Konservierungsmittel
sind auf ihre Eignung zu überprüfen. Jede Ausstattung hat ihre Eigenheiten und
speziellen Umgebungs- und Nutzungsprobleme, die zu berücksichtigen sind.
Selbst bekannte Rezepturen müssen überprüft und eventuell neu zusammengesetzt
werden. Dazu gehören auch käufliche Fertigprodukte - seien sie noch so gepriesen
- sie sind nicht in jedem Fall anwendbar. Ausser der Gebrauchsanweisung muss zur
Eignungsprüfung die Zusammensetzung des Produkts bekannt sein, denn es könnte
bestimmte Lösemittel oder andere Beimischungen enthalten, die dem Objekt
schaden. Zu dieser Thematik ein Beispiel: Die Polimentvergoldung ist
normalerweise empflindlich gegen Feuchtigkeit, nicht aber gegen wachs - oder
öllösende Werkstoffe. Im Gesprenge des Churwaldner Hochaltars stehen zwei Engel
deren originale Polimentvergoldung mit einer modernen Ölvergoldung überschossen
war. Das originale Poliment enthält nicht wie üblich nur wasserlösliches
Bindemittel, sondern Zusätze, die gegen Lösemittel empfindlich sind. Hätte man
die moderne Ölvergoldung entfernt ohne die Verträglichkeit des originalen
Poliments auf Lösemittel zu überprüfen, wären unverantwortbare Verluste
entstanden.
Dieser komplexe Hintergrund zeigt deutlich, dass der Restaurator die
vielseitigen Konservierungs- und Restaurierungsprobleme nicht immer allein
lösen kann. Er ist auf die Beratung und Hilfe entsprechender Disziplinen
angewiesen, auch wenn er während seiner Ausbildung in naturwissenschaftlichen
Fächern unterrichtet worden ist. Die Möglichkeit sich zu irren, ist im
Gegensatz zu einem professionellen Wissenschaftler, viel zu gross. Noch bis in
die 50er und frühen 60er Jahre war der Restaurator, von einem geheimnisvollen
Mythos umgeben, still in seiner Werkstatt tätig. Zu viele modische Einflüsse,
auch solche von Laien, wirkten auf ihn ein, so dass er zuviel mit ästhetischen
Überlegungen zwischen neu gestalten und alt vortäuschen und zuwenig mit
Erhalten konfrontiert wurde. Der warnende Finger des Denkmalpflegers fehlte,
weil es in der Zeit zum Beispiel im Kanton Graubünden, noch keine fachlich
kompetente, amtlich geführte Denkmalpflege gab. Inzwischen zeigt das Berufsbild
des Restaurators international geförderte Richtlinien, mit dem einheitlichen
Ziel, Kulturgut zu konservieren.
Nach heutiger denkmalpflegerischer und restauratorischer Auffassung gehört die
Untersuchung des Klimas im gesamten Raum und im näheren Bereich der gotischen
Ausstattung zur Konservierungsmassnahme. Ausgewertete Ergebnisse erlauben dem
Bauphysiker zum Beispiel die vorhandene Heizung auf Anspruch und Tauglichkeit
zu überprüfen: ob sich in Bezug auf die Ausstattung die Heizungssteuerung
verbessern lässt oder ein neues Heizungssystem erarbeitet werden muss. Durch
Messungen am Tomilser Hochaltar stellte der Bauphysiker fest, dass das
"Chorklima" durch die Sonneneinstrahlung kaum beeinflusst wurde. Dagegen ist ein
merklicher Abfall der rel. Luftfeuchtigkeit (um 7%) am Altar festzustellen. Die
Luft- und Oberflächentemperaturen am Altar reagierten ebenfalls (57).
Pilz- oder Insektenbefall sind von Biologen zu untersuchen, die erfahren sind im
Umgang mit Kunstdenkmälern. Der Restaurator untersucht und dokumentiert den
Zustand der Ausstattung. Es gilt abzuklären, ob die Schäden infolge
maltechnischer Mängel, nicht fachlicher Restaurierungen aufgrund von
Klimaeinflüssen u.s.w. entstanden sind. Bei Bedarf führt er, in Absprache mit
Bauherr und Denkmalpflege dringliche Notsicherungen durch. Sind die
Untersuchungsergebnisse der verschiedenen Fachdisziplinen ausgewertet, kann ein
gültiges Konservierungskonzept erarbeitet werden, das der Erhaltung und
ästhetischen Werten eines Kunstwerkes Rechnung trägt.
Die praktische Konservierung umfasst das Sichern der losen Mal- und
Fassungsschichten und die Reinigung. Wurm-
und Pilzbefall ist zu behandeln und die abgetöteten Pilze sind zu entfernen.
Durch Anobien stark geschwächtes Holz muss gefestigt werden.
Jedoch dürfen die Festigungsmittel keine optische Veränderung und Schäden an
Holz und Malerei verursachen.
Übermalungen an Bildern, Skulpturen und Fassungen bedeuten meist eine grosse
Qualitätsverminderung. Die Freilegung aus ästhetischen Gründen rechtfertigt
sich, wenn der Originalbestand erhalten ist, wie dies beim Churwaldner Hochaltar
der Fall war. Mangelt es jedoch an Geld und ist das Original nachweislich nicht
gefährdet durch die Übermalung und Übervergoldung, sollte wenigstens die
Finanzierung für die notwendige Konservierung sichergestellt werden.
Es gibt allerdings Beispiele, wo man die Originalfassung aus
Konservierungsgründen freilegen musste. Durch Oberflächenspannungen der
Bindemittel in Übermalung und Übervergoldung zeigten Bilder und Fassungen der
Altäre von Lantsch, Tomils und Degen, schwere Schäden. Die originalen
Metallauflagen waren zum Beispiel mit stark gebundenem Poliment überdeckt und
darüber mit einer Leimvergoldung überschossen. Diese Überfassungen verursachten
bei Klimawechsel sehr starke Quell- und Schrumpfbewegungen, so dass die
Originalvergoldung vom Untergrund gerissen wurde. Zurück blieb nur noch das
originale Poliment oder der Kreidegrund. Dasselbe verursachten die Übermalungen
an den Tafelbildern dieser Altäre.
Hier war nur durch Freilegen die Erhaltung der originalen Fassungen und Malerei
zu gewährleisten. Dies betrifft auch den spätgotischen Teil des Degener
Hochaltars von Ivo Striegel. Drastische Eingriffe erfuhr das Altärchen von Acla,
das nach Erwin Pöschel ursprünglich in der Pfarrkirche von Platta stand. Die
Fassung der Skulpturen wurde angeschliffen, stark erhobene Faltenstege
weggeschnitten und vollständig übermalt. An den Tafelbildern erfolgte die
Übermalung nur teilweise. Erwin Pöschel schreibt hierzu: "Die Skulpturen wurden
durch eine schlechte Übermalung völlig entstellt und wirken daher sicherlich
maskenhafter als sie es verdienen" (58).
1980 wurde die Kapelle von einer Schneelawine zerstört. Erhalten blieb, wie
durch ein Wunder, die Altarwand mit dem Retabel, allerdings von den Schneemassen
bedeckt. Baumäste hatten die Flügelbilder durchschlagen. Für 's erste schützte
die dicke Übermalung die originalen Fassungen und die Malerei vor dem
Schneeschmelzwasser. Später hingegen schrumpften die angequollenen Bindemittel
der Übermalung, sie hoben sich vom Untergrund ab und rissen die Originalmalerei
mit. Nebst dem Sichern der losen Malschichten half hier nur das sofortige
Entfernen der Übermalung um den Originalbestand noch halten zu können. Aus Angst
vor Diebstahl, steht heute das Altärchen leider nicht in der neu erbauten
Kapelle in Acla. Es wurde in die Hauskapelle eines Altersheims überführt, die im
Winter stark beheizt wird. Trotz dem aufgestellten Luftbefeuchter, entstanden
inzwischen enorme Schäden durch das ungünstige Kima.
Erschreckend ist der organisierte Raub von Ausstattungen der Kirchen und
Kapellen. Nicht nur die Verluste an Kulturgut sind schwerwiegend, sondern auch
die irreparablen Schäden, die beim brutalen Vorgehen entstehen. Die Gefahr des
Diebstahl zwingt zu vorbeugenden Massnahmen, wie das Anbringen von
Alarmanlagen. Diese lässt sich leider meist nicht ohne Eingriff in die originale
Substanz durchführen, sei es am Bau oder Retabel.
Zum Abschluss sei nochmals vermerkt, dass gerade die spätgotischen Tafelbilder
und Farbfassungen, die mit verschiedensten Materialien, Farben und Bindemitteln
geschaffen sind, sehr empfindlich auf Klimaeinflüsse und unsachgemässe
Behandlung reagieren. Holz, Farben und Bindemittel sind unaufhaltbar dem
natürlichen Alterungsprozess ausgesetzt, der trotz Konservierung des
Kunstwerkes langfristig zu Schäden und Verlusten führt. Zurückhaltendes Heizen,
Raumbelüftung zur richtigen Zeit, regelmässige Gebäudepflege, Zustandskontrollen
am Retabel und eventuell beheben von Schäden im Anfangsstadium tragen dazu bei,
Kosten zu sparen und den beschleunigten Zerfall eines Kunstwerkes zu verhindern.
Anmerkungen:
Zusatzanmerkung I: Ich danke Frau Heide Härlin, Anna Coello, Rufino Emmenegger,
Rafael Emmenegger und Ronny Mächler für Ihre Mithilfe.
- Josef Zemp: Das Kloster St. Johann zu Münster. In Graubünden KDM der Schweiz,
Neue Folge VII 1910 Genf. Seite 99. Ein nicht genannter Bildhauer erhielt für
die Herstellung des Altares in der Marienkapelle 32.12 fl., der Maler hingegen
120 fl. Es dürfte sich um den Maler Anton Willi von Ried handeln, der auf der
Predella des Altares in der Niklauskapelle signierte "A. W. R. 1741". Dazu noch
folgender Hinweis von 1758: "dazu das Adeliche Stüfft den Maurermeister,
Tischler Nikolaus von Porta und herrn Mahler Antonio Willi von Ried, so in der
Kaiserlichen Stüfft Kürchen alle Altäre, Orgel, Kanzel und in der St. Nicolaus
Capell gefasset, verschaffet die Cost und 40 fl. in gelt beygetragen, der yberst
von Gueththättern freygöbig erhalten" In Pater Albuin Thaler: Geschichte des
Bündnerischen Münstertales, Sterzing 1925, Seite 448.
- Dr. Matthias Pangerl: Das Buch der Malerzeche Prag. In Quellenschriften für
Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance. Neudruck
der Ausgabe 1878, Osnabrück 1970, Seite 17 -18.
- 1963-1965. Untersuchung durch das Schweizerische Institut für
Kunstwissenschaft (SIK), Zürich unter der Leitung von Prof. R. Straub und T. Dr.
Brachert. 1988 Untersuchungen für die Ausstellung "Meisterwerke Massenhaft" im
Württembergischen Landesmuseum Stuttgart mit Dr. Heribert Meurer und Hans
Westhoff.
- Hans Westhoff, in Meisterwerke massenhaft Katalog zur Austellung 1993.
Stuttgart: 1993, Seite 245. Die Linde und in beschränktem Umfang auch die Eiche,
kommt in der nahen Umgebung von Ulm zur Genüge vor. Weil das meiste Eichenholz
und die grosse Masse, das Nadelholz, vor allem für den Hausbau benötigt wurde,
war man auf die Belieferung aus dem Allgäu und Oberschwaben angewiesen. Die
nicht entrindeten Stämme wurden während dem alljährlichen Hochwasser im Frühjahr
vorwiegend in der Iller zur Donau und von dort nach Ulm geflösst.
- Rolf Straub: Tafel- und Tüchleinmalerei. In Reclams Handbuch der
künstlerischen Techniken 1, Stuttgart 1984, Seite 134.
- Erwin Poeschel: KDM Graubünden, Band 1, Seite 120. Nebst den von ihm
inventarisierten, in Graubünden noch vorhandenen Werken, verweist er auf
folgendes: "Dazu kommen neun (eventuell 13), die heute in auswärtigen Kirchen
und Museen verwahrt sind. Aus vorhandenen Fragmenten oder den bischöflichen
Visitationsprotokollen - bisweilen auch aus der Kombination beider
Nachweismöglichkeiten - lassen sich noch 45 weitere Stücke zusammenbringen, so
dass wir also insgesamt 86 (zirka 90) Schnitzaltäre wissen, die in Bündner
Kirchen standen. Eine stattliche Zahl, wenn man erwägt, dass diese Liste nur in
den Gemeinden gesammelt ist, die sich der Reformation nicht anschlossen ...."
- Heute werden Skulpturen meist vertikal geschaffen.
- Hans Westhoff und Mengini konnten aufgrund solcher Abdrücke teilweise die
Werkstattzugehörigkeit von Skulpturen erbringen.
- Siehe Anmerkung 4, Seite 248-249
- Dito, Seite 250-251, siehe Anmerkung 4.
- Das Holz schrumpft beim Trocknungsprozess. Dabei trocknet es zuerst am
Äusseren, verzögert im Bereich des Holzkerns. Wird beim Schnitzen die Skulptur
nicht schnell genug ausgehöhlt und das Kernholz entfernt, reisst der Länge nach
radial vom Holzkern ausgehend nach allen Seiten. Der Kopf der Schreinmadonna
des Hochaltars in der Kathedrale Chur zum Beispiel wurde an der Rückseite nicht
ausgehöhlt und zeigt dementsprechend an der Rückseite einen breiten Riss.
- Entsprechend der heutigen liturgischen Auffassung wird der Schrein nur noch
während der Fastenzeit mit den Flügeln geschlossen.
- Roland Hahn nennt in seinem Aufsatz in: "Meisterwerke massenhaft", auf Seite
278 den "Zubereiter", im heutigen Sinne ist der Fassmaler gemeint. Er bezieht
sich auf ein Zitat von 1967. Seite 60: Dürer an Heller 1507: "...Tafel....vom
Schreiner gelöst. Und hab sie zu einem Zubereiter getan, der hat sie geweisst,
gefärbt und wird sie andrer Wochen vergulden". Es ist höchst gewagt aufgrund
dieser Beschreibungen zu schliessen, dass der Zubereiter ein eigener
Berufsstand sei. Die Maler haben die Fassarbeiten wie Grundieren, Gravieren,
Vergolden usw. innerhalb ihrer Werkstätten durch Gesellen ausführen lassen.
Schon Cennino Cennini beschreibt sehr deutlich, welche Arbeiten der künftige
Maler lernen und beherrschen muss. Wenn Dürer seine Bildtafeln ausser Haus
grundieren und vergolden liess, war diese Ausführung im Unterakkord wohl eine
seltene Ausnahme.
- Erwin Poeschel, KDM, Bd. 1, Seite 126 und KDM Bd. 7, Basel 1948, Seite
113-114.
- Ist mit Bleistift auf der Unterseite des Bodenbrettes der Predella
geschrieben.
- Teilweise irreführend ist die heute von Vergoldern benutzte Terminologie der
Materialien und Arbeitsbegriffe. Man spricht zum Beispiel von Kreidegrundierung,
gleichgültig ob dafür Gips oder Kreide verwendet wird.
- Als Vergleich: Heute variiert der Preis pro Gramm Azurit zwischen 9 und 11
Franken.
- Zwei Beispiele: San Abondio in Cauco als blauer Hintergrund für Wandmalerei
um 1370 und an Schlusssteinen (archeologische Funde) des 15. Jahrhunderts vom
ehemaligen Kreuzgang in St. Gallen.
- Dieser Vorgang muss sehr schnell geschehen, denn der Glutinleim geliert
rasch. Im gelierten Zustand gelingt die Verklebung nicht mehr einwandfrei.
Cennino Cennini beschreibt dieses Vorgehen im Kapitel 114, wie man die Tafel mit
Leinwand überziehen muss.
- Wird dieses Vorgehen, das Hinlegen des Grundes nicht beherrscht, ist eine
enorme zusätzliche Schleifarbeit erforderlich.
- Das 19. und 20. Jahrhundert praktiziert genau das Gegenteil. Auf einer
absolut plan geschliffenen Grundierung wirkt die Glanzvergoldung langweilig.
- In Italien wurde vom Mittelalter bis zum Barock gebrannter Gips verarbeitet,
der durch langes Einsumpfen im Wasser tot gerührtem Gips entspricht. Wie totgerührter Gips hergestellt und verarbeitet wird, beschreibt Cennino Cennini
in den Kapitel 115 - 121.
- Bolus ist ein feinst geschlämmter Ton, der in Weiss, Gelb, Rot und Grau
vorkommt, zur Verarbeitung gebunden mit Glutinleim oder Eiklar wird er Poliment
genannt.
- Heute wird das Poliment in Kegelförmigen Stöcklein angeboten und besteht in
seinen Hauptbestandteilen aus fein geschlämmten Ton. Um ihm eine besondere
Geschmeidigkeit und Fettigkeit zu geben, ferner die Zugaben von gebleichtem
Wachs, Schlick, venezianischer Seife und manchmal Grafit und venezianischem
Terpentin.
- Ernst Willemsen hatte anhand der vielen, in der Amtswerkstatt des
Landesdenkmalamts in Bonn, restauriert Skulpturen beobachtet, das in Deutschland
erst um 1430 bis 1440 der rote Bolus für Vergoldungen benützt wurde. In Italien
findet sich roter Bolus bereits im 12. Jahrhundert an Scheibenkreuzen als
Hintergrund zu Kruzifixen. Zur Zeit Giottos findet sich in Italien praktisch
einheitlich nur noch roter Bolus an Tafelbildern und deren Rahmungen. Der
allgemeine Brauch lässt sich in Griechenland und dem byzantinischen
Einflussbereich bereits im 7. und 8. Jahrhundert an Ikonen nachweisen.
- Bereits 1743 beschreibt Johann, Melchior Krökern im Kapitel 33 ein
Netzmittel aus Wasser und Brantwein, das noch heute benützt wird. Ferner
beschreibt er die Zusammensetzung des Poliments und die Anfertigung des
Anschiessers, die auch heute in gleicher Weise hergestellt werden. Als
Anschiesser benutzen die Vergolder heute nebeneinander aufgereihte lange
Dachshaare die zwischen zwei dünnen Kartons festgeklebt sind. Cennino Cennini
empfiehlt im Kapitel 134 hierzu ein rechteckiges Papier zu verwenden, das ein
wenig breiter als das Metallblatt ist.
- Weil man im 12. Jahrhundert die Gold- und Silberblätter wesentlich dicker
herstellte, liessen sich diese, wie Theophilus Presbyter im Kapitel XXIII der "Schedula
Diversarum Artium" beschreibt, noch mit der Schere zurechtschneiden. Cennino
Cennini schreibt hierzu im Kapitel 139 "Merke dir, dass man für die flachen
Stellen aus einem Dukaten nicht mehr als 100 Blätter schlagen sollte, statt 145,
denn sie verlangen massives Gold. Und sich zu, wenn du das Gold beim Einkaufen
aussucht, dass du es einem Menschen abnimmst, der ein guter Goldschläger ist."
Heute schafft der im Goldschläger aus dem Gewicht eines Dukaten 1000 bis 1200
Blatt. Dies entspricht einer Blattdicke von 1/10000 mm. Hermann Kühn stellte
durch mikroskopische Untersuchungen an Tafelbildern des Niklaus Manuel Deutsch
fest, das er Goldblätter in der Stärke von etwa 1/2000 bis 1/3000 mm
verarbeitete. (Hermann Kühn : Farbmaterial und technischer Aufbau der Gemälde
von Niklaus Manuel. In: Maltechnik, Restauro 89 (1977) Seite 155 bis 171.
- Hans Westhoff, Roland Hahn, Elisabeth Krebs. Verzierungenstechniken an
spätmittelalterlichen Altarretabeln, im meisterwerke Massenhaft, Stuttgart
1993, Seite 295.
- Gravuren durch Wuggeln und Stelzen, seit den 60er Jahren des 20. Jahrhundert
auch Tremolieren genannt, entstehen indem man ein schmales, flaches Hohleisen
in Links- und Rechtswendungen über die dick grundierte Fläche führt.
- Rolf Straub, Tafel und Tüchleinmalereides Mittelalters, Stuttgart 1984,
Seite 169.
- Gemessene Werkspurbreiten: Brigels 5 mm, Degen 4 mm, Lenz 3 + 4 mm, Tinizong
5 mm, Churwalden 4 mm.
- Dies liess sich an den Retabeln von Acla, Brigels, Churwalden, Degen,
Tinizong und Tomils nachweisen.
- Im Norden der Alpen verwendete man Kreide zum Grundieren. Südlich der Alpen
wurde hierzu Gips vorgezogen.
- Brigitte Hecht beschreibt in ihrer unveröffentlichen Diplomarbeit, der
Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, 1977, gelungene Versuche
mit Kirsch- und Birnbaumholz.
- Ernst Berger, Quellen und Technik der Fresko, Öl- und Temperamalerei des
Mittelalters, Tegernseer Manuskript "Liber illuministrarius." Ausgabe Wiesbaden
1973 nach unverändertem Neudruck der Ausgabe 1912, Seite 194 - 196.
- Betreff Lüsterfarben siehe Kapitel Farbfassungen.
- Rolf Straub, Tafel- und Tüchleinmalerei, in Reclams Handbuch der
künstlerischen Techniken, Stuttgart 1984, Seite 179 und Anmerkungen 140, 152,
187
- Heide Härlin. Institut für Technologie der Malerei; der Staatlichen Akademie
der Bildenen Künste Stuttgart. Die Untersuchung von Pigmentproben des
Hochaltares der Kathedrale Chur, Stuttgart 23.02.98. MS, Archiv Oskar Emmenegger,
Zizers.
- Siehe Anmerkung 35 Seite 195.
- Bolognerser Manuskript (Bologna, Bibl. Dei Canonici di S. Salvatore, ms.
165; Mitte 15. Jahrhundert, "Segreti per colori"
- Siehe Anmerkung 35, Seite 195.
- Siehe Anmerkung 37 Seite 229.
- Siehe Anmerkung 35, Kapitel "Von den sternen" und "Wie man papier vergilt",
Seite 196.
- Die roten, grünen und blauen Lüsterungen dieser Perlen dürften wohl im 19.
Jahrhundert oder bei der Restaurierung 1929 hinzugekommen sein. Blaue
Lüsterfassungen finden sich erst nach dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts.
Einzelne Perlen sind einfache 1929 ersetzte Stecknadelköpfe.
- Giotto und Simone Martini schufen Fresken in der Kirche San Francesco in
Assisi; Fra Angelico in der Klosterkirche San Marco in Florenz, Raffael in der
Sixtinischen Kapelle im Vatikan.
- Reste dieser Malereien haben sich im Rathaus Basel erhalten. Von der
Fassadenmalerei Holbeins sowie der Malerei im Innern des 1824 abgerissenen Hertensteinhauses in Luzern, existieren nur noch die Originalpläne,
Rekonstruktionszeichnungen, Beschreibungen und ein Fragment im Luzerner
Kunsthaus.
- Cennini, Kapitel 104 "Merke dir, wieviele Jahre der zum Lernen braucht,
weniger darauf zu verwenden wäre nicht gut: Fürs erste musst du dich schon als
Knabe ein Jahr im Zeichnen auf Täfelchen üben, dann sollst du zu einem Meister
in die Lehre gehen, der sich in all den verschiedenen Zweigen unserer Kunst
auskennt und sie versteht. Dort sollst du mit dem Reiben der Farben beginnen,
dann das Kochen der verschiedenen Leimarten lernen, das Reiben der Gipsarten
lernen, dir das Grundieren der Holztafeln aneignen, dich im Aufsetzen der
Gipsornamente und im Polieren, im Vergolden und im Körnen des Goldes üben, und
dies alles sechs Jahre lang. Um dich dann in der Malerei auszubilden, das
Verzieren mit Beizen, das Machen von Goldgewändern, das Arbeiten auf der Mauer
zu lernen, brauchst du weitere sechs Jahre, während welcher du fortwährend
zeichnen sollst ohne Unterlass, an Feiertagen ebenso gut wie an Werktagen.....
."
- Jürg Kändel signierte die Altäre von "Sevgein, Tinizong und Vignogn. Ferner
zeigen die Altäre von Acla, Mompé Medel und Brigels (St. Martin) aufgrund der
Malweise die Handschrift der Werkstatt Kändels. Kändel arbeitete wahrscheinlich
unter anderem mit dem Bildhauer Michael Zeynsler aus Biberach, einem Schüler
Weckmanns, zusammen.
- Pigmente sind im Bindemittel unlöslich. Farblacke sind von einem Substrat,
einem saugfähigen, weissen Trägermaterial, wie Kreide, Gips oder Tonerdehydrat
absorbiert.
- Emulsionen sind wässrige Öl- und Harz enthaltende Bindemittel, die mit einem Emulgator so vermischt (emulgiert) werden, dass sie sich gegenseitig nicht mehr
abstossen. Das Eigelb (ein natürlicher Emulgator), Gummi Arabicum, alkalische
Aufschliessmittel wie Kalk, Ammoniumcarbonat, Soda usw wurden als Emulgatoren
benutzt.
- Hierzu gibt es viele Rezepte in Quellenschriften, zum Beispiel von Cennino
Cennini für das Spätmittelalter, Vasari und für die spätgotischen Altäre
besonders das Strassburger-, Tegernseer- und Heidelberger Manuskript. Das Mohnöl
fand allerdings erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts vermehrt Verwendung.
- Im Kap. 122 schreibt Cennini: "Und habe eine Feder bei der Hand, damit, wenn
dir irgend ein Strich nicht gefallen würde, du ihn mit den Federhaaren
wegwischen und neu machen kännst."
- Bei diesem Fotoverfahren lassen sich mit den langwelligen Infrarotstrahlen
unter günstigen Umständen schwarze Zeichnungen, die unter weissen, gelben oder
roten Farben liegen, auf speziellen Infrarotfilmen festhalten.
- Siehe Anmerkung 35, Seite 197.
- Weil das Kupferresinat, bestehend aus Terpentinbalsam, Grünspan und anderen
Kupfersalzen, stark vergilbt und daher braun erscheint, wurde diese Farblasur
früher von Restauratoren fälschlicherweise entfernt.
- Siehe Anmerkung 35 und 43, Seite 196.
- Zitat aus Stadlin Bautechnologie, Kirche Tomils. Klimamessungen vom
07.04.1986 - 13.04.1986. Buchs, 16.04.1986. MS, Archiv Oskar Emmenegger.
- Erwin Pöschel, KDM, Bd. V, Seite 146, Basel 1943.
Literatur
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Übersetzung aus dem Mittelhochdeutschen von Viola u. Rosamund Borradaile, Verlag
Georg D.W.Callwey München, O.J.
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Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance, Osnabrück
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(Hrsg.) Hartmut Krohm und Eike Oellermann.
- Jahrbuch der Rheinischen Denkmalpflege:
Bericht über die Tätigkeit der Restaurierungswerkstätten.
- Band XXIV in den Jahren 1959-1961, Bonn 1962
- Band XXVII in den Jahren 1961-1965, Bonn 1967
- Band XXVIII in den Jahren 1965-1970, Bonn 1971
- Band 33 Forschungen und Berichte, Köln 1983
- Band 32 Forschungen und Berichte, Köln 1987
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